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Als Geheimdienstler finanzierte Roewer Neonazis.

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Berlin/Graz - Helmut Roewer habe ein "spannendes Buch" geschrieben - heißt es auf der Homepage des Grazer Ares-Verlages über sein Werk über Geheimdienste im Zweiten Weltkrieg, Die rote Kapelle und andere Geheimdienstmythen, das der Ex-Chef des Verfassungsschutzes von Thüringen 2010 publizierte.

Buchautor Roewer war selbst Geheimdienstler. Er war bis 2000 Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes und damit jener Mann, der, wie berichtet, aus dem Amt gejagt wurde, weil er dem Neonazi und Ex-NPD-Chef Thüringens, Thomas Dienel, und dem Ex-NPD-Funktionär Tino Brandt als Spitzel umgerechnet 12.800 beziehungsweise 102.000 Euro bezahlt hatte. Das Geld soll direkt in Neonazi-Propaganda, auch für die rechtsradikale Organisation Thüringer Heimatschutz, gepumpt worden sein. Also in jene Organisation, der auch die drei mutmaßlichen Terroristen, Uwe B., Uwe M. und Beate Z. angehörten.

Der Ares-Verlag ist für Autoren einschlägiger Kreise publizistische Heimat, weit über die Grazer Grenzen hinaus. In ihm publizieren viele Geschichtsrevisionisten, aber auch die Parlamentarierin Barbara Rosenkranz oder der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (beide FPÖ). Ares ist ein 2004 entstandener Spin-Off des Grazer Leopold Stocker Verlages. Dieser gibt die Zeitschrift Neue Ordnung heraus, in der Artikel erschienen sind, die in einem Gerichtsurteil als "stark rechtsnational, zum Teil das NS-Regime verharmlosend" beurteilt wurden.

Über einen Lektor des Verlags berichtete der Standard im April, weil er in einem geschlossenen Neonazi-Internetforum unter dem Pseudonym Nemesis zwischen 2005 und 2009 nicht weniger als 541 Beiträge gepostet hatte. In dem Forum tauschten sich auch Mitglieder von NPD und FPÖ mit Neonazis aus. Themen im Forum: Bombenbau und Überfälle auf ausländische Restaurants. (DER STANDARD Printausgabe, 17.11.2011)