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Zwei, die in Kollers Überlegungen breiten Raum einnehmen: Alaba und Ivanschitz.

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"Das Ergebnis steht da, doch die Leistung spricht für sich."

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Lemberg/Wien - Nein, das hat die österreichische Fußballnationalmannschaft wirklich nicht verdient. Es soll schon Auswärtsspiele gegeben haben, da war die Öffentlichkeit auf ihre Rückkehr gar nicht erpicht. Die Mannschaft wäre niemandem abgegangen. Aber dass sie nach dem 1:2 in Lemberg gegen EM-Gastgeber Ukraine nicht heimfliegen konnte, war gemein. Schließlich ist die Leistung sehr ordentlich gewesen. Da bemühte sich der ÖFB um die Aufhebung des Nachtflugverbots, nach zähen Verhandlungen sollte es gelingen, das hatte übrigens nicht einmal am Rande mit der neuen Struktur im Verband zu tun. Aber die Maschine konnte nicht landen, dichter Nebel, sie kreiste wirr über der Stadt.

"Höhere Gewalt"

Die Kicker saßen eine Stunde im Bus, es war zwei Uhr in der Nacht und eiskalt, dann war die Sinnlosigkeit offiziell, zurück ins Hotel. Da das Wetter gerecht ist, ging am Mittwoch auch am Flughafen Wien nichts weiter. Die Spieler, der engste Betreuerstab und Präsident Leo Windtner (wichtiger Termin!) schnappten sich die 30-sitzige, für die Medien vorgesehene Propellermaschine, die es irgendwie nach Lemberg geschafft hatte. Der größere Flieger wartete in Wien auf bessere Zeiten. Das kann, muss aber nicht als Frechheit interpretiert werden. "Höhere Gewalt", sagte Teamchef Marcel Koller.

Das Debüt des Schweizers passte auch dazu. Er schwankte danach zwischen Lachen und Weinen, wobei schlussendlich das Grinsen überwog. Koller bedauerte, dass er sich nun wieder von der Mannschaft trennen müsse (obwohl sie eh eine Nacht und einen Vormittag länger beisammen waren als vorgesehen), er wird sie nun erst im Februar wiedersehen. Am 29. steht ein Test gegen Finnland an, wo, ist noch ungewiss, sicher in einem österreichischen Stadion. "Obwohl wir nur knapp eine Woche miteinander gearbeitet haben, wurde sehr viel umgesetzt. Das Team hat Klasse, wir haben die Ukraine dominiert. Wir müssen noch konsequenter das Tor suchen. Die Niederlage ist natürlich ärgerlich."

Koller nahm nur einen Wechsel vor, Veli Kavlak ersetzte nach einer Stunde Martin Harnik. "Der Austausch war punktuell notwendig. Grundsätzlich war zu sehen, dass die Mannschaft funktioniert." Harnik war einer der wenigen Schwachpunkte, auch Franz Schiemer vermochte nicht zu überzeugen, die rechte Seite war somit kein wirklicher Heuler. Harnik gestand seine Unform ein. "Mir ist wenig gelungen. Aber auf der Leistung der Mannschaft kann man aufbauen. Ich würde trotzdem lieber mit einem dreckigen Sieg dastehen."

Es herrschte kollektiver Ärger über das Resultat, ohne dass es aber zu einer verbalen Selbstzerfleischung kam, man hat endlich "anders" verloren. Kapitän und Torschütze Marc Janko: "Es können nicht viele Teams von sich behaupten, in der Ukraine tonangebend gewesen zu sein."

David Alaba stellte "die großen spielerischen Fortschritte" über die "Enttäuschung". Sebastian Prödl hofft auf "die Entwicklung der Killermentalität". Auch dass er da reüssiert, wird Koller zugetraut. Emanuel Pogatetz verwies auf "viele positive Dinge, das Pressing, den Spielfluss, die Raumaufteilung". Leider sei das Wesentlichste, das Resultat, "negativ" gewesen. "Ein Tor in der Nachspielzeit trotz Überzahl sollte man nicht bekommen."

Nächster Termin

Am frühen Nachmittag ist Koller gestern dann doch noch in Wien gelandet. Er wird sich die Partie gegen die Ukraine vermutlich noch ein paar Mal anschauen, sie analysieren und Schlüsse daraus ziehen. "Es gibt Dinge, die man besprechen muss." Am Freitag hat er einen wichtigen Termin in Frankfurt am Main zu erledigen, in der Zentrale des deutschen Fußballbundes wird der Spielplan für die WM-Qualifikation (Endrunde 2014 in Brasilien) erstellt. Sollte sich Österreichs Teamchef mit den Kollegen aus Deutschland, Schweden, Irland, Kasachstan und den Färöern nicht einigen können, entscheidet das Los. Noch in Lemberg stellte Koller fest: "Die Jungs werden mir abgehen, ich würde am liebsten jeden Tag mit ihnen arbeiten." (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 17.11.2011)