Kates (Sarah Jessica Parker) berufliches Herz schlägt für einen neuen Pensionsfonds mit hohen Renditen und hat deshalb  wenig Zeit zum Backen.

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"I don't know how she does it" - Das ist doch mal ein Filmtitel, mit dem frau etwas anfangen kann. "Wie machst du das eigentlich?" ist nämlich eine Frage, die berufstätige Mütter (bei Vätern weiß ich es nicht so genau) tatsächlich sehr oft zu hören kriegen.

Auch ich habe diese Frage schon mehrmals gestellt, vor allem an alleinerziehende Mütter, denn es ist mir in der Tat ein Rätsel, wie sie das alles auf die Reihe kriegen. Dieser stete Strom aus Arbeiten, Kinderbetreuung, Regeneration und wieder Arbeiten - wo jede Erkältung eine organisatorische Katastrophe darstellt und jeder Ausbruch aus dem gewohnten Tagesablauf noch beschwerlicher als der durchorganisierte Alltag selber ist.

In dem neuen Hollywood-Film mit Sarah Jessica Parker, der im deutschsprachigen Raum unter dem Titel "Working Mum" firmiert, geht es zwar nicht um eine Alleinerzieherin. Aber dafür ist die Mutter auch eine Karrierefrau und ihr Mann ein Karrieremann und sie leben gemeinsam in einem superschicken Stadthaus in Boston. Die sind also richtig erfolgreich, weshalb sie auch besonders viel arbeiten müssen: sie als Investment-Bankerin, er als Architekt.

Früher hat man diese Pärchen Yuppies genannt, doch spätestens seit der Ära "Sex and the City" geben solche Leute vor, Probleme zu haben, die auch unsereins treffen könnten. In "Working Mum" kommt es also dazu, dass sich die Eltern in der Küche über das neue Rosinen-Verbot im Kindergarten unterhalten, weil Trockenfrüchte angeblich die Zähne ruinieren. Auf die Frage der in diesem Kontext natürlich antiquierten Schwiergermutter, warum es zum Kindergeburtstag dann eine Piñata für die Kinder gebe, heißt es schlicht, der Süßigkeiten-Regen sei in diesem Fall als "kulturelle Bereicherung" zu sehen.

Wer will heutzutage noch Börsianerin sein?

Das sind aber auch schon die schärfsten Spitzen auf den bürgerlichen Öko-Gesundheitslebensstil, über den ich gern mehr gehört hätte. Und wie kommt mensch überhaupt auf die Idee, im Jahr 2011 einen Hollywood-Film rauszubringen, in dem die Hauptfigur Fondsmanagerin und Sympathieträgerin in einem ist? Letztere okkupieren doch gerade die Wallstreet, würde ich meinen. Bei "Working Mum" ist von solchen Verstimmungen am Bankerhimmel fast nichts zu spüren, was den Film um einiges "unwirklicher" macht, als er sein müsste.

Was ich "Working Mum" hoch anrechne: Hier darf eine Zweifach-Mutter ihren Job lieben und es wird auch nicht als Lösung präsentiert, dass sie es aufgibt zu arbeiten. Auch wenn das chauvinistische Arschloch in der Bank nervt und die Zeitknappheit konstant alles bedroht, was einem (auch) wichtig ist: das Familien- und das Liebesleben.

Karriere-Feministinnen werden sich über den Film also freuen. Ich gönne es ihnen. Nur unterhaltsam oder gar witzig ist er dennoch nicht: Dafür schwebt er viel zu sehr in diesen individualistischen Heile-Welt-Sphären, die fast alles, was derzeit gesellschaftlich berührt und damit auch für Identifikation sorgen könnte, unter den Hollywood-Plot-Teppich kehrt. Liebe working mums, ich empfehle also, eure sicher auch knappe Zeit besser für eine andere schöne Aktivität zu reservieren. (DieMama, 18.11.2011)