Sido "macht Band".

Foto: ORF/Ramstorfer

V.l.: Daniel Niedermayr, Benjamin Koeberlein, Sharon Ann Pallikunnel, Johanna Hohenberger, Sido, Dragan Juric, Claus Willixhofer, Julijana Jovanovic, Marco Grgic.

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Am 15. Dezember startet die neue "Donnerstag Nacht"-Show "Blockstars - Sido macht Band". Der Titel ist eine Hommage an Sidos Hitsingle "Mein Block", das Konzept dazu hat er selbst entworfen.

Das neue Format, das mehr Reportage als Castingshow sein will, hat es sich zum Ziel gesetzt, aus den im Sommer gecasteten Jugendlichen eine Rapband zu formen. Das Vorcasting lief über einen Online-Aufruf via Youtube und wird in der Sendung nicht gezeigt werden, "um niemanden bloßzustellen", wie der Rapper meint.

"Wir haben einige hundert Bänder gekriegt", erzählt Executive Producer Jochen Rosenkranz. "Unser Fokus lag dabei nicht unbedingt darauf, die besten Rapper zu nehmen, sondern die Leute rauszupicken, die eine Chance brauchen." Sido verschärft diese Beschreibung noch: "Hätte ich nur nach Rap-Kriterien entschieden, wär keiner dabei. Aber ich war früher auch scheiße, doch je mehr ich gesehen habe, dass die Möglichkeiten wachsen, desto ernster habe ich es genommen."

Sozialer Exhibitionismus

Sido, selbst einer problemreichen Vergangenheit entflohen, war in der Castingphase vom Schicksal mancher Jugendlicher geschockt: "Das Vorcasting ging an meine Grenzen. Mir ist das alles sehr nahe gegangen und abends im Hotel habe ich lange gebraucht, um das zu verarbeiten. Es gibt Schicksale, die hab ich mit meinen eigenen Augen noch nie gesehen und ich bin dreißig Jahre."

Das Gefühl, in sein altes Leben zurückversetzt zu sein, hätte ihn aber in seinem Vorhaben unterstützt: "Ich hatte in meinem Leben immer Glück die richtigen Leute zu treffen, die mir weiterhelfen konnten. Jetzt möchte ich derjenige sein, der dieses Glück weitergibt." Und warum in Österreich? "Ich bin nun mal hier und darum mache ich es hier."

Auch dass letztlich neun Jugendliche in die 600 Quadratmeter große WG im St. Marx Media Quartier eingezogen sind, hat emotionale Gründe. "Es gab Fälle, die ich nicht auf der Strecke lassen konnte, in der Zeit in der ich gecastet habe", betonte Sido während der Pressekonferenz und verweist dabei auf den entscheidenden neuen Faktor der Show: "Es war nicht so geplant, weil es eben erst entsteht, während wir es schon machen."

Show ohne Drehbuch

Dabei kann das Arbeiten ohne klares Drehbuch mitunter recht schwierig sein, gesteht auch Rosenkranz ein: "Ich hatte noch nie eine Fernsehproduktion, wo man ins Büro kommt und jeden Morgen ist die Welt anders. Das Einzigartige ist, dass wir uns tatsächlich auf das einstellen, was in dem Projekt passiert. Wir wissen heute nicht, was wir nächste Woche machen."

Eine Folge davon ist, dass viele Fakten beim Pressegespräch noch offen waren. Zumindest fix ist, dass die Dokuserie in acht Teilen jeweils im Rahmen der "Donnerstag Nacht" um 21.55 Uhr in ORF eins zu sehen sein wird. Aus wie vielen Mitgliedern die Band letztlich bestehen soll, ist hingegen noch nicht entschieden. Immerhin eine ungefähre Vorstellung konnte Sido dann aber doch mit den Journalisten teilen: "Mein Idealbild ist eine Sängerin und zwei bis drei Rapper, wie bei den Black Eyed Peas."

Wer muss gehen?

Dass am Ende nicht alle in der Band sein können, macht dem Rapper kein Kopfzerbrechen: "Entweder entscheidet die Zeit oder ich werde am Ende wohl oder übel darüber entscheiden müssen." Der Zeitfaktor könnte seiner Meinung nach allerdings eine wichtige Rolle spielen: "Es ist nicht geplant, dass jemand geht, aber wir rechnen damit. Wir wissen schon, was für Leute in der WG wohnen, dass sie manchmal unberechenbar sind. Das sind keine Verrückten oder so, aber es sind Leute, die normalerweise nicht im Fernsehen zu sehen sind."

Ein interessanter geschlechtsspezifischer Aspekt des Castings betrifft die weiblichen Protagonistinnen, die ohne Ausnahme im Stripclub rekrutiert wurden. "Mein Aufruf wandte sich auch an Frauen und es haben sich auch welche beworben, aber da fehlte der Hintergrund. Ich habe dafür keine Erklärung. Ich habe die Jungs dann in den Stripclub geschickt, weil Fergie (Anm. d. Red.: Sängerin der Black Eyed Peas) früher Stripperin war. Sie haben dann ein Casting im Stripclub organisiert und da haben wir Sängerinnen gefunden, allerdings keine Stripperinnen und auch ohne Hintergrund."

"Mir fehlen die Streber"

Bis jetzt läuft das Leben in der WG sehr gut ab, erzählen die Kandidaten und wirken zufrieden. Sido selbst, der die Bandmitglieder nach Ende der Show bei seiner Firma Promithek unter Vertrag und für deren Plattenvertrag sorgen will, sieht die Situation differenzierter: "Ich habe früher auch bei Talentwettbewerben mitgemacht. Hätte ich damals so eine Chance bekommen, ich wär der größte Streber in diesem Projekt gewesen. Genau damit habe ich manchmal ein Problem hier: Mir fehlen die Streber, die die mir zeigen, wie wichtig es ist, dass sie aus der Scheiße rauskommen. Am liebsten wäre mir, es wären alle Streber." (Tatjana Rauth/derStandard.at/15.11.2011)