Wien - Die börsenotierte Vienna Insurance Group (VIG) ist in Mittel- und Osteuropa kräftig gewachsen und investiert auch in Staatsanleihen dieser Länder. In Österreich lief in den ersten drei Quartalen das Schaden/Unfall-Geschäft gut. In der Lebensversicherung gab es am Heimmarkt dagegen wegen steuerlicher Änderungen bei den Einmalerlägen einen Rückgang. Insgesamt stiegen die Konzern-Prämieneinnahmen um 4 Prozent auf 6,8 Mrd. Euro, der Konzern-Gewinn vor Steuern um 9,6 Prozent auf 414,1 Mio. Euro.

Die VIG habe in den vergangenen Jahren geringe Volatilitäten beim Ergebnis präsentiert und so auch heute, sagte Konzern-Chef Günter Geyer, der heute in einer Pressekonferenz von einem "dramatischen wirtschaftlichen Umfeld" sprach. Für das Gesamtjahr 2011 gehe die VIG davon aus, dass man die geringe Volatilität bestätige, unter der Voraussetzung, dass es zu keinen massiven Änderungen komme. Man nehme keine Vorhersage zurück, "wir sind aber nicht in der Lage, immer zu sagen, wir können es garantieren".

Der Anteil der mittel- und osteuropäischen Tochtergesellschaften am Konzernprämienvolumen lag in den ersten neun Monaten bei 51,8 Prozent, nach 47,9 Prozent Vorjahreszeitraum. Es sei damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahren das Wachstum in Mittel- und Osteuropa (CEE) stärker sein werde als in Österreich und in Westeuropa. Der Gewinn in der CEE-Region stieg in den ersten drei Quartalen 2011 um 20,9 Prozent auf 181 Mio. Euro. Die Prämieneinnahmen legten im Osten um 12,5 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro zu. In Österreich gab es dagegen wegen der rückläufigen Lebensversicherung ein Minus von 2,2 Prozent auf 3,1 Mrd. Euro.

In Polen ist die VIG an der zum Verkauf stehenden Warta interessiert. Man werde sich die Gesellschaft sehr eingehend anschauen, wenn man die entsprechenden Möglichkeiten habe. Geyer nimmt an, dass dies in den nächsten Wochen der Fall sein werde. Dann würden Vorstand und Aufsichtsrat entscheiden, zu welchem Preis ein Angebot gelegt werde. Der Preis für die zur belgischen KBC-Gruppe gehörende Nummer drei am polnischen Versicherungsmarkt wird laut Medien auf 1,5 bis 3 Mrd. Zloty (339 bis 678 Mio. Euro) geschätzt. Polnischen Medienberichten zufolge steht die VIG mit anderen europäischen Versicherungen auf einer Shortlist für die Warta.

In Rumänien wurde in den ersten neun Monaten ein Verlust vor Steuern von 8,75 Mio. Euro geschrieben. Gründe dafür seien etwa das schwierige wirtschaftliche Umfeld aber auch die rückläufige Entwicklung im Kfz-Leasing. Es sei zu Wertberichtigungen bei Prämienforderungen und einer deutlichen Erhöhung der Schadensreserve gekommen, zusammen ein Volumen von 15 bis 20 Mio. Euro, hieß es heute.

Bei der Veranlagungspolitik sei die VIG eine Ausnahme, wenngleich man vielleicht etwas unorthodox vorgehe. "Wir sind sehr einfach gestrickt und veranlagen in Bereiche, die wir verstehen", so Geyer. Der VIG-Chef sieht sein Haus durchaus als Spezialist für Osteuropa, man wisse auch wie man in diesen Ländern sicher veranlage.

Die Kapitalanlagen stiegen um rund 370 Mio. Euro auf rund 29 Mrd. Euro. Rund 60 Prozent davon entfallen auf Anleihen und davon wiederum 50 Prozent auf Staatsanleihen. Ein "sehr großer Teil" der Veranlagung entfalle dabei auf Euro-Kernländer wie Deutschland, Luxemburg, Österreich und Frankreich. Für die VIG zählten aber aufgrund der niedrigen Verschuldung etwa auch Tschechien und die Slowakei dazu. An tschechischen Staatsanleihen habe man ein Volumen von rund 2 Mrd. Euro, an österreichischen Papieren von rund 1 Mrd. Euro, hieß es heute.

Der Stand der Staatsanleihen in PIIGS-Staaten wird per Ende September mit 93,2 Mio. Euro (fortgeführte Anschaffungskosten) angegeben - rund 0,3 Prozent der Kapitalanlagen. Davon entfallen - Impairments berücksichtigt - 52,4 Mio. Euro auf Irland, 12,5 Mio. Euro auf Italien, wo man heuer um 10 Prozent abgeschrieben hat, und 21,2 Mio. Euro auf griechische Papiere, die inklusive der vorjährigen Abschreibungen um die Hälfte abgewertet wurden. Insgesamt beliefen sich die Abschreibungen (inklusive Aktien, Fonds, Bankanleihen etc.) heuer auf 150 Mio. Euro. In Spanien wurden keine Abwertungen durchgeführt, das Engagement liegt bei 7,1 Mio. Euro. In Portugal ist die VIG nicht veranlagt.

In Österreich ist per Jahresbeginn für Einmalerläge in der Lebensversicherung die steuerliche Mindestbindefrist, für die der ermäßigte Steuersatz von 4 Prozent gilt, von 10 auf 15 Jahre angehoben worden. Die Ausdehnung der Mindestbindefrist sei eine "masochistische Entscheidung" gewesen. Bei einer Rücknahme der Mindestbindefrist etwa ab einem Lebensalter von 60 Jahren könnte sich die Finanzministerin über Mehreinnahmen von rund 30 Mio. Euro freuen. Gespräche gebe es über Änderungen der Zukunftsvorsorge etwa in Richtung einer Öffnung hin zur Pflege und klassischen Lebensversicherung.

Bei der Vienna Insurance Group, die in Österreich mit der Wiener Städtischen, der Donau Versicherung und der s Versicherung vertreten ist, gingen die Prämieneinnahmen in der Lebensversicherung bis Ende September um 12,4 Prozent auf rund 1,5 Mrd. Euro zurück. Dies konnte durch Zuwächse in CEE kompensiert werden, sodass es im Konzern zu einem leichten Rückgang um 0,4 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro kam.

In der Schaden/Unfallversicherung gab es konzernweit einen Prämienanstieg um 7,5 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro. In Österreich legte die Schaden/Unfall-Sparte um 10,2 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro zu.

Zur Einführung einer Schuldenbremse sagte Geyer, er finde diesen Schritt richtig, der ein Korsett für alle bedeute. Es sei zu hoffen, dass sie umgesetzt und auch in der Bevölkerung akzeptiert werde. (APA)