Rund 100 Immobilienmanager der Top-Ebene kamen Ende vergangener Woche im Sofitel Stephansdom Wien zusammen, um sich über Schwerpunkte und Rahmenbedingungen ihrer Tätigkeiten auszutauschen. Zwei Ideen, die dort aufgeworfen wurden, haben wohl das Potenzial, eine gesamte Branche spürbar zu verändern.

"Warum vermieten wir unsere Büros noch nach Quadratmetern?", fragte etwa der Architekt und Architekturprofessor Christoph M. Achammer (ATP Architekten) etwas provokant in die illustre Runde. Garagen würden bereits nach Stellplätzen vermietet werden, Kinos nach Sitzplätzen - da wäre es doch vernünftig, auch bei Büroimmobilien diesen Weg einzuschlagen und nach vorhandenen Arbeitsplätzen zu vermieten, so Achammer. Dessen Impulsreferat hatte den Titel "Nachhaltiges Bauen? Warum nicht einfach gute Häuser?", und wer drei Tage zuvor auch am Auftaktkongress der IG Lebenszyklus Hochbau (siehe Nachlese) war, hatte wohl das eine oder andere Déjà-vu. Für die meisten der rund 100 Manager im Raum schien aber doch viel Neues dabeigewesen zu sein, das zeigten die Reaktionen auf Achammers Ausführungen ganz deutlich.

Ebenfalls mit einer unorthodoxen Idee konnte Frank Billand, Geschäftsführer der Union Investment Real Estate mit Sitz in Hamburg, aufwarten. Er wagte einen Blick in die immobile Glaskugel und sah dort die "gläserne Büroimmobilie" der nahen Zukunft: Schon in wenigen Jahren könnten Bewertungen von ehemaligen Nutzern eines Bürogebäudes im Internet, analog zu den heute bereits weit verbreiteten Hotel-Ratings auf diversen Online-Plattformen, gang und gäbe sein, legte er dar. Dies würde möglicherweise dafür sorgen, dass das nachhaltige Bauen schneller vorankomme und auch auf die Wünsche der Nutzer neu gebauter oder sanierter Objekte stärker eingegangen wird.

In einem waren sich die anwesenden Manager grosso modo einig: Der "Wildwuchs" an "grünen" Gebäude-Zertifikaten sollte eingedämmt werden, dafür sprachen sich auch Achammer (der das nordamerikanische LEED-Zertifizierungssystem mit dem schlichten Attribut "Volksschulniveau" bedachte) und Billand aus. Und eines war auf der Veranstaltung im neuen Sofitel auch relativ unumstritten: Die Architektur von Jean Nouvel riss nicht zu Begeisterungsstürmen hin. "Wie kann man einen nach Süden ausgerichteten Konferenzraum bloß mit einem schrägen Glasdach versehen?", fragte ein Teilnehmer kopfschüttelnd. (derStandard.at, 14.11.2011)