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Ob wohl die Talente des Neandertalers in einer Gesamtschule genügend gefördert würden?

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Hannes Androsch und die Initiatoren des Bildungsvolksbegehrens geben nicht auf. Nach dessen Ende zeigen sie sich mit dem Ergebnis zufrieden und fordern eine schnellstmögliche parlamentarische Auseinandersetzung mit den darin enthaltenen Forderungen. Es bestehe ein großer nationaler Konsens, das Bildungsniveau auf breite Basis zu heben und den Lebensverhältnissen von berufstätigen Eltern, alleinverdienenden Müttern sowie Migrationskindern durch eine einheitliche Bildungspolitik Rechnung zu tragen, heißt es in einem offenen Brief an die Klubobleute der Parlamentsparteien. "Wir brauchen eine ganztägige Gesamtschule", so der Tenor der Initiatoren.

"Nationaler Schulterschluss"

Der oberste "Bildungsvolksbegehrer" Androsch erkennt nach dem abgehaltenen Volksbegehren einen "nationalen Schulterschluss für die Bildung, der unbedingt aufrechterhalten werden muss." Diesen erkenne er einerseits in der Unterstützung durch die Bevölkerung und die Medien und andererseits durch die Wortmeldung von Michael Landau, Direktor der Wiener Caritas. Dieser rief im Ö1-Morgenjournal dazu auf, die durch das Volksbegehren entstandene Aufbruchstimmung zu nutzen: "Bildung ist ein wichtiger Faktor der Armutsbekämpfung."

Bildungsgipfel

Von einem Erfolg könne man erst sprechen, "wenn unsere Forderungen auch umgesetzt werden", richtete sich Androsch an die Politik. Gemeinsam mit dem Präsidenten der Industriellenvereinigung Veit Sorger, plädierte er daher für die Einberufung eines Bildungsgipfels, auf dem ein Zeitplan und der genaue Ablauf für die Realisierung der Forderungen festgelegt werden sollen. "Es ist höchste Zeit, unsere Bildungspolitik aus der Steinzeit ins 21. Jahrhundert zu führen", so Androsch weiter.

Bildungsministerin Schmid kann einem solchen Bildungsgipfel jedoch nur wenig abgewinnen. "Die Forderung nach einem Schulgipfel löst unsere Probleme noch nicht", so die Ministerin. Für sinnvoll hält sie hingegen den Zugang, die parlamentarische Behandlung von Bildungsthemen durch die Forderungen des Volksbegehrens zu "bereichern". Schmied sei außerdem zuversichtlich, dass gemeinsam noch weitere Reformen vorangebracht würden.

Chance im Kampf gegen Politikverdrossenheit

Die grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig sieht in der aktuellen Debatte um die Bildungspolitik "eine Riesen-Chance für alle Parlamentsparteien." Durch einen neuen Umgang mit direkter Demokratie könne man der Politikverdrossenheit entgegenwirken so Glawischnig. "Ich empfehle allen, dieses Bildungsvolksbegehren nicht einfach abzutun, sondern sich seriös mit den darin enthaltenen Forderungen zu beschäftigen."

Prammer fordert eigenen Ausschuss

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer will unterdessen einen eigenen Ausschuss für die Behandlung des Bildungsvolksbegehrens einsetzen (Bericht). Da es mit dem Unterrichts- und dem Wisenschaftsministerium zwei Gremien gebe, die theorethisch in Frage kämen, wolle sie so etwaige Streitigkeiten vermeiden. (Max Daublebsky, derStandard.at, 14. 11. 2011)