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Jakob Auer, Schweinebauer in Oberösterreich, führt nun den Bauernbund der ÖVP an.

Foto: APA/Schlager

Wien - Der blaue Faschingsscherz ging daneben. Am Freitag, den 11. 11. um Punkt 11.11 Uhr verkündete der Freiheitliche Klub im niederösterreichischen Landtag per Aussendung, dass Fritz Grillitsch, scheidender Präsident des schwarzen Bauernbundes, nun als Landwirtschaftskoordinator zur FPÖ nach Sankt Pölten wechsle.

Wenig später stand allerdings fest: Der alte Obmann konnte nicht einmal der Präsentation seines Nachfolgers beiwohnen, denn: Der Steirer Grillitsch befindet sich derzeit in einem Krankenhaus in Graz - und zwar wegen "einer sehr ernsten Geschichte" , wie es heißt.

Angesichts des überraschenden Abgangs ihres obersten Bauern kürte der Bauernbund am Vormittag seinen neuen Chef. Jakob Auer (63), seit 28 Jahren Abgeordneter im Nationalrat - und "praktizierender Bauer" , wie man stolz verkündete. Soll heißen: Schweinemastbetrieb in Fischlham, in der Nähe von Wels, Oberösterreich. Im Gegensatz dazu hatte Grillitsch seit seiner Scheidung keinen eigenen Hof mehr vorzuweisen gehabt.

Sein rascher Rückzug führt jetzt zu wilden Spekulationen. Der Grüne Peter Pilz brachte auf, dass der Bauernbund während der zehnjährigen Ära von Grillitsch unter dem Titel Sponsoring von der Telekom hohe Beträge an Parteienfinanzierung erhalten habe.

Und so kam Auer bei seiner Pressekonferenz als neuer Präsident aus dem Dementieren kaum mehr heraus. Nein, es gäbe keine Zahlungen der Telekom an seine Organisation. Nein, auch seitens des Lobbyisten Peter Hochegger habe es keinerlei Zuwendungen gegeben. Einzig beim dem Bauernbund zugeordneten "Forum Land" seien Sponsorgelder der Telekom geflossen, für die es jedoch eine Gegenleistung gegeben habe. Die Höhe dieser Gelder konnte Auer vorerst nicht beziffern.

Wortkarg gab sich der Neue auch wegen Grillitschs umstrittener Einladung von Thilo Sarazzin als Gastredner. Den deutschen Ex-Banker, der mit seinem Buch samt islamophoben Thesen für Wirbel gesorgt hat, hätte er nicht eingeladen, sagte Auer nur. Er werde sich jedenfalls "gut überlegen" , wen er als Referent zu Bauernbund-Veranstaltungen einlade.

Zumindest zu Grillitschs letztem Vorstoß, arbeitslosen Ausländern die Mindestsicherung zu streichen, fand der einstimmig gewählte Bauernbundchef klare Worte. Gäbe es keine ausländischen Arbeitnehmer bei der Ernte etwa, "würden wir dumm dastehen" . Trotzdem hielt Auer fest: Er selbst habe mit Grillitsch keinerlei Probleme gehabt.

In der Volksparteigeht indessen der Umbau weiter. Am Freitag wurde für die nächste Teilorganisation, den ÖAAB, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner für die Wahl zur neuen Obfrau nominiert. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD; Printausgabe, 12/13.11.2011)