Schüler der Grazer Modellschule vor ihrer Graffiti-Wand in der Bücher-Ausstellung Bookolino.

Foto: A. Schwinger

Graz - Wem als Kind gesagt wurde, Comics machten blöd und seien schlecht für den Sprachschatz, der wurde mit ziemlicher Sicherheit angelogen.

Spätestens wenn man Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit als unglaublich schön gestaltete Graphic Novel von Stéphane Heuet (Knesebeck Verlag) in Händen hält, weiß man das.

Ebenso geht es einem mit der im selben Verlag erschienen Comic-Version von Kafkas Verwandlung von Eric Corbeyran und Richard Horne. Ganz nahe am Originaltext, aber mit bewegenden Illustrationen, durch die die Geschichte ein zweites Mal mit der Sprache der Bilder erzählt wird. Das heuer zum neunten Mal veranstaltete Kinder- und Jugendbuch-Festival Bookolino verschreibt sich erstmals vor allem der Lyrik, dem Comic und der Graphic Novel und präsentiert Klassiker wie Wilhem Buschs Max und Moritz ebenso wie Neuerscheinungen. Die ausgewählte Literatur wird in sechs liebe- und fantasievoll gestaltenen Schauräumen präsentiert. Sie reicht vom Krabbelalter bis ins Alter junger Erwachsener.

Dichtes Programm

Dazu gibt es ein dichtes Programm: Lesungen, etwa von Renate Welsh, Fredrik Vahle oder Gerald Jatzek, einen Poetry Slam Workshop mit Mieze Medusa und eine Schreibwerkstatt von Ulrike Motschiunig.

Weil auch Lieder vertonte Gedichte sind, wird kommenden Sonntag musikalisch aufgespielt. Marko Simsa und Klezmer reloaded beglücken Kinder ab fünf Jahren mit Klezmermusik. Die Gestaltung der Ausstellungsräume und des Cafés mit kleiner Buchhandlung sind wieder eine Freude für sich. Jener Raum, in dem die Publikationen für die ältesten unter den Junglesern zum Entdecken, Verweilen und Schmöckern einladen, wurde im Stil eines Skater-Parks mit Mülltonnen voller Bücher und Parkbänken bestückt und mit raumfüllenden Graffiti der Schüler der Grazer Modellschule verziert.

In den Zimmern für die etwas jüngeren Leser sind die Bücher unter anderem im nachgebauten Kamin der Witwe Polte versteckt, während das Zimmer der ganz Kleinen mit einem schier unendlichen roten Faden zugehäckelt wurde. (Colette M. Schmidt / DER STANDARD, Printausgabe, 11.11.2011)