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Ibrahimovic und der "Guldbollen".

Foto: APA/dapd/Henriksson

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Der Schwede plaudert aus.

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Wien - Demnächst wird sich Zlatan Ibrahimović wohl ein neues Wandregal zulegen müssen. Zum sechsten Mal wurde der 30-Jährige als "Schwedens Fußballers des Jahres" ausgezeichnet, dafür gibt es von der schwedischen Tageszeitung Aftonbladet einen "Guldbollen". Seit 2007 wird ihm dieser Goldene Ball pausenlos zugespielt, zwei Jahre zuvor gewann er die Kugel erstmals, unterbrochen wurde diese beeindruckende Serie nur durch Fredrik Ljungberg. "Nachdem ich schon so oft hier gestanden bin, was soll ich noch sagen?", mangelte es dem Stürmer bei der Gala in Stockholm an Ideen. Wie es sich für einen Preisträger aber geziemt, folgte der obligatorische Dank an Teamkollegen, Trainern und Familie, "ohne die ich heute nicht hier stehen könnte."

Seinen Aufenthalt in Schweden nutzt der Spieler des AC Milan aber nicht nur, um sich ehren zu lassen, sondern auch um die Werbetrommel für seinen neuesten Coup zu rühren: "Jag är Zlatan", also "Ich bin Zlatan". So heißt die am Freitag erscheinende und gemeinsam mit Co-Autor David Lagercrantz verfasste Autobiographie. Auf 432 Seiten erzählt Ibrahimović vom Aufwachsen als Sohn bosnischer Einwanderer in Malmö, Grabenkämpfen bei Ajax Amsterdam, guten Zeiten in der italienischen Serie A und weniger guten in der spanischen Primera Division. Tore am Fließband produzierte Ibrahimović durchgehend, trotz seiner Körpergröße von 1,95 Meter gilt er als wendig und schnell, stets umgibt ihn die Aura des trickreichen, kaum auszurechnenden Genies. Er lässt Gegner wie Statisten aussehen, macht aus seinem Können keinen Hehl und sich damit nicht immer beliebt.

Flotter Spruch

"Was der mit dem Ball kann, kann ich mit der Orange", soll Ibrahimović einst abfällig über den Norweger John Carew gesagt haben. Als die AC Milan-Legende Arrigo Sacchi über seine Schuhgröße scherzte, meinte Ibrahimović humorbefreit: "Sacchi ist neidisch, er sollte im Fernsehen weniger reden". Sacchi legte dem Schweden nahe, seine Manieren zu bessern. Aber Provokation, ob gewollt oder nicht, ist bei Ibrahimović Programm, der Schwede trägt das Herz auf der Zunge. So sorgt bereits der Vorabdruck seiner Autobiographie für reichlich Ärger. Wüstest soll der Goalgetter Barcelona-Coach Josep Guardiola beschimpft haben, nachdem jener ihn in einem Liga-Spiel gegen Villarreal Ende der Saison 2009/10 nur für die letzten Minuten eingewechselt hatte. Zudem wird Guardiola vorgeworfen, Lionel Messi systematisch bevorzugt zu haben: "Messi wollte zentral spielen und ich wurde geopfert."

Am Tag nach dem Bekanntwerden der Passagen nahm auch Carles Vilarrubi, seines Zeichens Vizepräsident des FC Barcelona, zu den Aussagen seines Ex-Spielers Stellung: Ibrahimović sei im Sommer 2010 bei Präsident Sandro Rossell vorstellig geworden und habe gedroht Guardiola in der Öffentlichkeit zu schlagen, wenn er den Verein nicht vorzeitig verlassen könne. Villarubi selbst will bei dieser Unterredung dabei gewesen sein. Ibrahimovićs Berater Mino Raiola, so Villarubi weiter, habe zudem bekräftigt, dass dies seinem Mandanten ohne Weiteres zuzutrauen sei. Jedenfalls durfte der teuerste Einkauf der Klubgeschichte, Barça hatte knapp 70 Milllionen Euro locker gemacht, den Verein nach einer Saison wieder verlassen.

Kommender Gegner

Auch Lars Lagerbäck bekommt in Ibrahimovics Buch sein Fett ab. Führungsqualitäten sollen dem ehemaligen schwedischen Teamchef gefehlt haben. Zudem sei es "feig" gewesen, Ibrahimović und zwei Mitspieler ohne direktes Gespräch aus der Mannschaft zu werfen, nachdem das Trio 2006 vor einem Ländermatch gegen Liechtenstein die Nacht zum Tage gemacht hatte. Österreichs Verteidigern wird Ibrahimović in der kommenden WM-Qualifikation trotzdem nicht erspart bleiben: der Schwede trägt mittlerweile die Kapitänsschleife der Nationalmannschaft. (pb; derStandard.at; 11. November 2011)