Der Run ums junge Publikum bringt das Fernsehen in die Zwickmühle: Das unablässige Buhlen um die begehrte Zielgruppe fruchtet nur bedingt. Den Verlockungen von Computer und Internet stehen Sender gewissermaßen ratlos gegenüber. Synchron produzieren scheint der einzige Ausweg. Auf diese Schiene verlegt sich das deutsche öffentlich-rechtliche TV mit seinen Digitalsendern. Zu finden ist dort Programmangebot, das Alt und Jung gleichermaßen interessieren könnte und über eine Mediathek auf Abruf konsumierbar ist. Überraschungen garantiert!

Eine solche hält zum Beispiel das Magazin Der elektrische Reporter bereit. Präsentiert vom höchst realen Moderator Mario Sixtus erfolgt mittwochs auf ZDF-Info der Blick auf die Mikrokosmen der neuen Medien. Über welche Netzstandards Afrika verfügt, was passiert, wenn die Wissensgesellschaft explodiert, über digitalen Vandalismus, E-Politik und Webkultur.

Ein ernüchterndes Erlebnis mit der realen Welt fand in einem Beitrag über den Berliner Raul Krauthausen zum guten virtuellen Ende. Der Rollstuhlfahrer wollte in Berlin ein vergünstigtes Ticket für eine Zugfahrt erwerben. Der Schalterbeamte musste Rauls Handicap gesehen haben, dennoch fragte er nach dessen Schwerbehindertenausweis: "Den hab ich grad nicht dabei, aber ich hab extra meinen Rollstuhl mitgebracht", antwortete Raul flott. Klarer Fall für Twitter, denn "Sozialheld" Raul hat mehr als 4000 Follower. Die Community diskutierte fleißig über Aktion und Reaktion.

Raul twittert, um Menschen einen Einblick zu geben in das Leben eines Rollstuhlfahrers. Das werde sehr wohlwollend aufgenommen: "Einige Leute haben die Absurdität begriffen, und so kam es zu einem Dialog." (Doris Priesching, DER STANDARD, Printausgabe, 11.11.2011)