Wien - Ein neuer Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO), der am Dienstagabend bekannt wurde, hat erstmals von "glaubwürdigen" Hinweisen auf ein Programm des Iran zum Bau von Atomwaffen gesprochen. Bis dahin war nur von einem möglichen Programm die Rede. Die Informationen, die dem Bericht zugrunde liegen, dürften teilweise von Geheimdiensten der Mitgliedsstaaten der IAEA stammen. In dem 25-seitigen Dokument heißt es:

"Nach vorsichtiger und kritischer Prüfung der weitreichenden Informationen, die der Behörde zur Verfügung standen, stuft sie die Information als insgesamt glaubwürdig ein. Die Information deutet darauf hin, dass der Iran Aktivitäten zur Entwicklung einer Atombombe unternommen hat. Die Information deutet auch daraufhin, dass diese Aktivitäten vor dem Jahresende 2003 Teil eines strukturierten Programmes waren, und dass einige dieser Aktivitäten möglicherweise weiter stattfinden."

Der Bericht nennt unterschiedliche nukleare Aktivitäten des Iran:

- "Bemühungen, einige davon erfolgreich, von Personen und Entitäten mit Militärhintergrund nukleare und dual (sowohl militärisch als auch zivil) anwendbare Ausrüstung und Materialien zu erwerben."

- "Bemühungen zur Entwicklung undeklarierter Wege hin zur Produktion von Nuklearmaterialien."

- "Der Erwerb von Information und Dokumenten über die Entwicklung von Atomwaffen, die aus einem geheimen Nuklear-Verteilernetzwerk stammen."

- "Arbeit an der Entwicklung eines eigenen Atomwaffen-Designs sowie dem Test von Komponenten."

Laut dem IAEA-Bericht gibt es Hinweise darauf, dass die iranische Führung in die Steuerung des Programms eingebunden war: "Die Behörde wurde von den Mitgliedsstaaten mit Informationen versorgt, die darauf hindeuten, dass (...) zumindest für einen gewissen Zeitabschnitt, ein strukturiertes Programm ablief (...) Der Bedeutung dieser Bemühungen ist es geschuldet, dass einige hochrangige Figuren des Irans in dessen Kommandostrukturen eine Rolle spielten."

Brisant sind auch Informationen der Atombehörde, dass der Iran möglicherweise Atombomben-Test vorbereitet: "Die Behörde hat Informationen von einem Mitgliedsstaat, dass der Iran vorbereitende Experimente geplant und ausgeführt hat, die dafür sehr nützlich sein könnten, Atombomben zu testen."

An dem iranischen Atomprogramm hatten laut IAEA auch ausländische Experten Anteil. Russland hatte der Behörde zuvor laut Medienberichten die mögliche Beteiligung von russischen Wissenschaftern gemeldet: "Die Behörde hat starke Hinweise darauf, dass die Entwicklungen des Iran (...) von einem ausländischen Experten unterstützt wurde, der nicht nur in diesen Technologien erfahren war, sondern - wie ein Mitgliedsstaat die Behörde informierte - während einem großen Teil seiner Karriere im Nuklearprogramm seines Herkunftslandes tätig war. Die Behörde hat die Publikationen dieses ausländischen Experten evaluiert und sich mit ihm getroffen. Die Atombehörde war in der Lage, durch drei unterschiedliche Wege - darunter auch dem Experten selbst - zu bestätigen, dass er von etwa 1996 an bis 2002 im Iran war (...)." (APA)