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Robert Meyer heute als Erzähler im Einsatz.

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Wien - Bisweilen reißt es den Volksoperndirektor, wenn er in Zeitungen liest, "Meyer sagt dies, Meyer sagt das, und dann bin es ja nicht ich", vielmehr Staatsopernchef Dominique Meyer. Es hätte noch komischer kommen können: "Dominique, für den manchmal Post bei uns landet, hat mir seinen Pass gezeigt, damit ich es auch glaube: Sein zweiter Name ist Robert! Also Dominique Robert Meyer! Ich bin seiner Mutter so dankbar! Ich weiß nicht, was wir bei noch größerer Namensgleichheit getan hätten. Sollte ich mich ,Volksmeyer' nennen und er sich ,Staatsmeyer'?"

Solch Namensprobleme sind indes aushaltbar - angesichts der Situation des Hauses. In seiner fünften Saison abgekommen, hat Robert Meyer das Haus längst stabilisiert, die 80 Prozent Auslastung, die er als Ziel hatte, erreicht er. Auch hat er nicht die Absicht, jenen Aufteilungsschlüssel, der die Subventionen innerhalb der Bundestheaterholding ordnet, in Frage zu stellen. "Ich kann mich nicht weinend vors Ministerium legen und bitten, dass mir die Ministerin doch noch was drauflegt. Vor allem nicht in diesen Zeiten. Wenn man nicht nur die Kulturseiten liest, sondern auch die Wirtschaft, muss man mit dem auskommen wollen, was man hat." Ab heute hat das Haus am Gürtel jedenfalls mit Volksoper tierisch ein neues Programm im Angebot, das Einnahmensausfälle verhindert. "Wir brauchen während der Endproben ein Programm vor dem Eisernen Vorhang, damit wir tagsüber lange proben können und am Abend keine Vorstellung entfällt. Bis jetzt gab es Tannhäuser in 80 Minuten - an der Burg und an der Volksoper insgesamt 51-mal. Das ist abgespielt." Nun also Prokofjews Peter und der Wolf, Ridouts Ferdinand der Stier und Saint-Saëns' Der Karneval der Tiere mit Hausorchester und direktorialem Erzähler.

Damit der Vorhang täglich hochgeht, müssen natürlich auch alle gesund sein; und da kann es Überraschungen geben. "Extrem war es bei Figaro. Die Gräfin-Darstellerin war krank, die zweite hatte tags zuvor eine schwere Kieferoperation zu überstehen. Die dritte Gräfin? Sie war schwanger. Dann haben wir uns an eine Dame erinnert, die mittlerweile in Deutschland arbeitete. Sie reiste auch an, es stellte sich jedoch heraus, dass sie nicht einmal mehr vom Text eine Ahnung hatte."

Zum "rettenden Engel" wurde Elisabeth Flechl, "die die Gräfin drauf hatte - allerdings nur auf Italienisch. So hat die erste, kranke Gräfin gespielt und die Rezitative gesungen, das ging. Flechl stand an der Rampe und sang die Arien auf Italienisch. Eine wahnsinnige Sache", die Meyer noch immer mäßig lustig findet.

Ein Chefdirigent hätte in so einer Situation auch nichts geholfen. Dennoch: Wird es einen solchen irgendwann geben? "Das weiß ich nicht. Wenn ich lesen, der berühmte Sowieso ist Chefdirigenten da, gleichzeitig Generalmusikdirektor dort, und er wird vier Monate zugegen sein - ja, was mache ich mit so jemandem? Aber ich schließe es nicht aus, dass es einen geben wird." Wer auch immer im Orchestergraben noch arbeiten wird, die akustischen Rahmenbedingungen habe man verbessert, mein Meyer.

"Die Akustik war immer ein Problem. Wir hatten auch einen Spezialisten da: Er meinte, man müsse entweder die Decke im Zuschauerraum um einen Meter heben oder die Logen zumachen. Tja. Jetzt haben wir den Orchestergraben gesenkt. Wir waren bei 1,90 Meter, jetzt sind wir für die meisten Werken bei 2,.29, und wir können bis 2,45 heruntergehen. Und es klingt homogener." (Ljubiša Tošić, DER STANDARD/Printausgabe 9. November 2011)