Die Österreichische HochschülerInnenschaft unterstützt die oberösterreichischen Landesparteien bei ihrer Forderung nach einer eigenen Medizin-Uni in Linz. "Die Sinnhaftigkeit der Forderung nach einer weiteren Medizin-Uni liegt für uns auf der Hand", so Peter Grabuschnig, Generalsekretär der ÖH.

Eine eigene Medizin-Uni soll vor allem gegen einen Arztmangel helfen. "Schon jetzt ist die Zahl der AbsolventInnen eines Medizinstudiums geringer als jene der ÄrztInnen, die in absehbarer Zeit, also in fünf bis zehn Jahren, in Pension gehen werden", so Grabuschnig in einer Aussendung. Die Aufnahmeprüfung für Medizin würde dieses Problem noch verschärfen, so die ÖH. Die stellvertretende ÖH-Vorsitzende Angelika Gruber kritisiert, dass die Kapazitäten der Medizin-Unis nicht ausgebaut und nur 17,5 Prozent der Bewerber und Bewerberinnen aufgenommen werden. Die ÖH fordert einen "radikalen Ausbau" der medizinischen Universitäten. Ein weitere Uni in Linz wäre ein erster Schritt in diese Richtung, so ÖH-Vorsitzende Janine Wulz.

Pühringer: Auch Eingliederung in JKU möglich

In der Diskussion um eine Medizin-Uni für Linz kann sich Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) auch die Eingliederung der Fakultät in die bestehende Johannes Kepler Universität (JKU) vorstellen. Das erklärte er in einer Pressekonferenz Dienstagnachmittag anlässlich eines Besuchs von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP). Dieser wiederum betonte, dass er das ausgearbeitete Papier für eine weitere Universität in Linz genau studieren und mit Alternativkonzepten vergleichen werde.

100 aus Oberösterreich stammende Studierende hätten im Vorjahr ein Medizinstudium begonnen, berichtete Pühringer. Zum Vergleich: 15 Jahre zuvor seien es noch 280 gewesen. 2020 werde man - die Studienabbrecher abgezogen - über geschätzte 75 bis 80 Absolventen verfügen, rechnete der Landeshauptmann vor. Benötigt würden in Oberösterreich aber bis dahin 185. Eine Universität für Linz, deren Errichtung mit rund 50 Mio. Euro veranschlagt ist, könne hier Abhilfe schaffen.

Töchterle: Gute Verhandlungen mit Finanzministerin Fekter

Stadt und Land würden jedenfalls in den ersten fünf Jahren zur Gänze die anteiligen Investments und die Betriebskosten übernehmen, so Pühringer. In den Folgejahren würde die Mitfinanzierung bei 80, 70, 40 und schließlich 20 Prozent liegen. "Eine Universität ist uns das wert", sprach der Landeshauptmann von einem "ordentlichen Angebot". Der Betrieb würde im ersten Jahr mit etwa 50 Studierenden circa sechs Mio. Euro kosten und im elften Jahr im Endausbau mit 1.200 bis maximal 1.800 Auszubildenden auf 26 Mio. Euro steigen. Das sei "vergleichsweise kostengünstig", erklärte Bildungslandesrätin Doris Hummer (ÖVP). Im Gegensatz zu anderen Universitäten wäre in Linz der klinische Bereich ausgegliedert und Forschung vorläufig kein Schwerpunkt.

"Im Grundanliegen sind wir völlig d'accord", sagte Töchterle. Es gebe Bereitschaft, in den tertiären Sektor zu investieren. Der Minister berichtete von "guten Verhandlungen" mit Finanzministerin Maria Fekter (V) betreffend einer Hochschulmilliarde. Dem drohenden Ärztemangel, der sich nicht nur in Oberösterreich abzeichne, müsse man freilich begegnen, sagte er. Die Mittel dazu seien verschiedene, eine Erhöhung der Ausbildungsplätze sei nicht der einzige Weg. Das Konzept für Linz werde er sich "zügig" ansehen, so Töchterle. Gesundheitsminister Alois Stöger (S), der erklärt hatte, dass eine Medizin-Uni in der Landeshauptstadt für die Regierung "in dieser Funktionsperiode kein Thema ist", sei jedenfalls für den Hochschulplan nicht zuständig, betonte der Wissenschaftsminister. (APA/red, derStandard.at, 8.11.2011)