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Ein modernes Beispiel: Joachim Löws berühmter "Glückspulli" hat dem deutschen Fußballteam zwar auch nicht zum WM-Halbfinalsieg über Spanien verholfen - dennoch hängt das Ding nun im Dortmunder Fußballmuseum.

Foto: AP Photo/Hassan Ammar

Graz - Auch für viele Österreicher ist ein Freitag, der 13. kein Tag wie jeder andere - andere wiederum messen "Glücksbringern" wie dem vierblättrigen Kleeblatt oder Marienkäfern einen Einfluss darauf zu, was ihnen der Tag so bringen wird. Und für nicht wenige Sportler sind abergläubische Rituale eine fast so integrale Vorbereitung auf Wettkämpfe wie das Aufwärmen. Wimpernwegblasen, das Verschenken und Tragen von Glücksbringern bis hin zum Lesen von Horoskopen - abergläubische Praktiken sind einfach Bestandteil des Alltags.

Auf der Tagung "Superstition - Dingwelten des Irrationalen" ab dem 16. November im Grazer Volkskundemuseum wollen Wissenschafter abergläubisches Denken und Handeln in Geschichte und Gegenwart diskutieren. Bei der vom Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Universität Graz organisierten Tagung wollen Ethnologen, Historiker und Soziologen aber auch Psychologen, Germanisten und Theologen die historischen Wurzeln des Aberglaubens sowie seine weltanschaulichen Hintergründe ergründen und nach den Motiven fragen, wieso Aberglaube nicht nur ein Kuriosum vergangener Tage, sondern nach wie vor ein Thema ist.

Der psychologische Hintergrund

Für den deutschen Volkskundler Martin Scharfe ist Aberglaube bzw. das Phänomen, das heute unter dem Begriff "Superstition" behandelt wird, "Symptom der Idee von der Beherrschbarkeit der Welt". "Der oberste Zweck ist ganz sicher, die Herrschaft über Heil und Unheil zu erlangen - in der Regel also die Absicht, Schaden abzuwehren und Wohlergehen, Wohlstand und Segen herbeizuführen, ja zu erzwingen", so Scharfe im Vorfeld. Tagungsorganisatorin und Kuratorin am Volkskundemuseum Eva Kreissl bringt das Motiv auf den Punkt: "Dahinter steht die Angst vor dem Zufall."

Zwei Jahre lang hat das Volkskundemuseum am Universalmuseum Joanneum in Kooperation mit dem Institut für Volkskunde der Uni Graz den Themenkomplex wissenschaftlich bearbeitet. Zum Abschluss des Projektes wurden rund 20 Fachleute eingeladen, über das Wesen, die Struktur und den Wandel abergläubischen Denkens und Handelns zu diskutieren.

Christoph Daxelmüller (Würzburg) wird der sich wandelnden Macht der Bilder im Aberglauben nachspüren. U.a. wird Eva Labouvie (Magdeburg) entsprechende Praktiken rund um Schwangerschaft und Geburt beleuchten und Bernd Rieken (Wien - Paris) die Rolle des "Aberglaubens" in der Psychotherapie untersuchen. Der thematische Bogen spannt sich von archäologischen Funden bis zu den Kriminalwissenschaften und volksmedizinischen Anwendungen. (APA/red)