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Karel Schwarzenberg meint, Berlusconi hat "durchgebumst".

Foto: Reuters/DAVID W CERNY

Kleine diplomatische Verstimmung zwischen Berlusconistan und Prag: Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg hat in einem Interview mit der Zeitung "Lidove Novini" konstatiert, dass Cavaliere Berlusconi die Zeit, in der in Italien eigentlich Reformen stattfinden hätten sollen, "durchgebumst" habe. Bei der italienischen Regierung kam diese Einschätzung nicht gut an (der italienische Botschafter in Prag forderte eine "Erläuterung"), doch die politischen Weiterungen von Schwarzenbergs süffigem Sager sind hier nicht das Thema. Vielmehr geht es, ganz wörterbuchgemäß, um die interessante semantische Variante des "Durchbumsens", die Schwarzenberg ins Spiel gebracht hat. Im Normalfall bezieht sich ja das grammatikalische Objekt des "Durchbumsens" – ein Verb, das den Akkusativ regiert ¬- auf eine Person (obwohl sich bei exzentrischeren Sexualvarianten auch andere Durchbumsobjekte heranziehen ließen). Seltener ist Schwarzenbergs Kombi des "Durchbumsens" mit einem Nomen, das einen Zeitraum bezeichnet, analog zu Sätzen wie "Ich habe die Nacht durchgeschlafen", "Er hat den ganzen Jänner durchgearbeitet" etc.

Der Satz, Berlusconi habe die Zeit, in der in Italien eigentlich Reformen stattfinden hätten sollen, "durchgebumst", ist natürlich cum grano salis zu verstehen. Keinesfalls ist damit gemeint, dass Berlusconi ohne jede Unterbrechung, gleichsam von A bis Z gebumst habe – denn obwohl die Präferenz des Cavaliere für ausschweifende viagraunterstützte Bunga-Bunga-Sitzungen bekannt ist, benötigt selbst er gelegentlich Auszeiten für andere Verrichtungen (Ministeratssitzungen, internationale Gipfeltreffen usf. Anmerkung: Zu Redaktionsschluss war das politische Schicksal Berlusconis ungewiss). Was Schwarzenberg wohl beschreiben wollte, ist ein häufig wiederholtes, insistierendes, bis zur Penetranz repetiertes Bumsen, welches im Begriff des "Durchbumsens" recht geschickt und bildkräftig ausgedrückt wird. Wie auch immer: Ich möchte die p.t. Leserinnen und Leser gerne dazu ermuntern, ihre Assoziationen zu diesem interessanten Verb auch der Allgemeinheit zur Kenntnis zu bringen.