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Rund 100 Polizisten haben das Haus geräumt. Etwa die gleiche Anzahl an Exekutivbeamten riegelte alle Zufahrten zur Lindengasse großräumig ab - hier gibt's mehr Bilder.

APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET

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Kurz nach 11 Uhr wurden die ersten Besetzer aus dem Haus gebracht.

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Ohne Meldebestätigung konnte während der Räumung niemand mehr durch die Polizeisperren.

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Wien - Das seit 14. Oktober besetzte Haus in der Lindengasse 60-62 in Wien-Neubau wurde am späten Dienstagvormittag geräumt. Die Polizei war ungefähr um 11 Uhr mit Lautsprecherwagen vor das Gebäude gefahren und hatte die Aktivisten aufgefordert, das Haus zu verlassen. Trotz Aufforderung zum freiwilligen Abzug harrten die Besetzer vorerst aus.

Daraufhin sind Einsatzkräfte - etwa 100 Mann, darunter auch Wega-Beamte - in das Haus marschiert. 15 Personen wurden zunächst hinausbegleitet, bis 12 Uhr 30 hatten auch die restlichen rund 15 Besetzer das Gebäude verlassen. Die Polizei stellte die Identitäten der Besetzer fest, zu Verhaftungen kam es nicht.

Turbulent wurde es allerdings im Anschluss, als sich eine Gruppe mit etwa 50 Personen spontan zu einem Protestmarsch aufmachte. "Kein Gott, kein Staat, kein Mietvertrag", skandierten sie, um gegen die Räumung zu protestieren. In der Neubaugasse wurde der Zug umgehend von der Polizei eingekesselt, nachdem es zu einem Zusammenstoß und einer Festnahme gekommen war. Auch ein Polizeihubschrauber kreiste einige Zeit über dem Ort des Geschehens.

Kein Widerstand

Die Räumung selbst war laut Polizei und einigen Hausbesetzern friedlich verlaufen. Es gab keinen Widerstand seitens der Aktivisten. Die Beamten führten Identitätsfeststellungen durch, nachdem es bereits im Vorfeld zu Strafdelikten wie Sachbeschädigungen gekommen war.

Während der Räumung waren von draußen noch Parolen der Hausbesetzer und das Klirren von Glas zu hören gewesen. Buwog-Sprecher Thomas Brey betonte, dass man sich um eine Lösung ohne polizeiliche Räumung bemüht habe, es habe aber keine Bereitschaft zu einer Einigung vonseiten der Aktivisten gegeben. Nun sei man froh, dass die Besetzung zu Ende gegangen sei.

Riesiges Polizeiaufgebot

Wegen des Einsatzes war ein behördliches Platzverbot ausgesprochen worden. So wurde die Lindengasse ab der Andreasgasse stadtauswärts gesperrt. Auch von der Zieglergasse und der Schottenfeldgasse war von beiden Seiten kein Zugang in Richtung Lindengasse möglich. Bewohner durften nur mit Meldezettel durch die Polizeisperren. So verlangte ein Polizist von einer Anrainerin, die zu ihrem Wohnhaus wollte: "Zeigen Sie mir den Meldezettel, dann dürfen Sie durch." Bei unerwünschten Kommentaren der Passanten forderte ein Beamter auf, sich "doch beim Staat Österreich zu beschweren".

Auf derStandard.at-Anfrage, ob dieser massive Einsatz gerechtfertigt sei, antwortete Polizeisprecher Roman Hahslinger: "Ja, denn es musste sichergestellt werden, dass alle Identitäten aufgenommen werden. Außerdem wollten wir verhindern, dass noch jemand in das Haus hinein kann." Wie viele Polizisten genau im Einsatz gewesen seien, bezifferte Hahslinger mit "mehr als 100". Auf die Rückfrage, dass aber an den Absperrungen und Umleitungen schon mindestens 100 Polizisten gezählt wurden, zuckte Hahslinger mit den Schultern. Detail am Rande: Alleine in zwei gesperrten Parallelstraßen der Lindengasse waren rund 30 Polizei-Kleinbusse mit je neun Sitzplätzen geparkt.

Wohnhaus als Plan

Das der Buwog gehörende Gebäude in der Lindengasse soll abgerissen werden und einem Wohnhaus Platz machen. Aktivisten hatten das Haus Mitte Oktober besetzt und es "Epizentrum" genannt, sie wollten freie Sozialräume schaffen.

Die Buwog hatte den Besetzern ein Ultimatum bis 2. November gestellt, das Gebäude freiwillig zu räumen. Dieses verstrich aber ohne Ergebnis. Bemühungen der Stadt, zu einer Einigung zu kommen, scheiterten ebenfalls.

Demo am Abend aufgelöst

Infolge der Räumung kam es am Dienstagabend noch zu einer unangemeldeten Protestdemonstration durch den 6. und 7. Bezirk, die schließlich von der Polizei am Getreidemarkt für aufgelöst erklärt wurde. Weil die rund 150 Demonstranten nicht gehen wollten, wurden sie von der Polizei an der Ecke zur Gumpendorfer Straße eingekreist. Es kam zu "drei bis vier Festnahmen", so ein Polizeisprecher.

Die Polizei hatte an die 100 Beamte im Einsatz. Von den Demo-Teilnehmern waren zuletzt noch rund 40 Personen anwesend, der Getreidemarkt war zwischen Mariahilfer Straße und Secession in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Begonnen hatte die Kundgebung gegen 18.00 Uhr bei der Hauptbibliothek am Gürtel. Der Demonstrationszug bewegte sich dann durch die Burggasse Richtung Innenstadt. Dabei kam es zu Verkehrsbehinderungen, die Demonstranten setzten laut Polizei Pyrotechnik ein, und auch die Scheibe eines PKW wurde eingeschlagen. (red, APA)