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Otto Pérez Molina: aus "Liebe zu Guatemala" in die Politik.

Foto: AP/Abd

In Guatemala heißt er bloß "El General". Aufrechter Gang, durchtrainierte Figur, knappe Sätze, der silbrige Haarschopf korrekt gescheitelt. Otto Pérez Molina ist der erste Militär, der in Friedenszeiten das mittelamerikanische Land regieren wird. Das weckt Befürchtungen vor einer neuen Repressionswelle bei den einen, Hoffnung auf hartes Durchgreifen gegen das grassierende Verbrechen bei den anderen.

Inzwischen hat der 60-Jährige die Uniform an den Nagel gehängt, aber er ist durch und durch Militär geblieben. 30 Jahre lang diente der Spross einer Mittelschichtfamilie als Elitesoldat, wurde in Guerillabekämpfung ausgebildet, war Geheimdienstchef, Generalinspektor und schließlich Generalstabschef.

Erst nach seiner Pensionierung 2000 zog es( ihn in die Politik. 2001 gründete er seine Patriotische Partei (PP). Deren Symbol ist so martialisch wie das ursprüngliche Parteiprogramm: eine hochgereckte Faust auf knallorangefarbenem Grund. "Mano dura" - harte Hand. Todesstrafe, Ausnahmezustand und Militärs auf den Straßen forderte Pérez Molina. 2003 wurde er damit zum Abgeordneten gewählt, seinen ersten Präsidentenwahlkampf 2007 verlor er knapp gegen den Sozialdemokraten Álvaro Colom. Inzwischen hat Pérez seinen sozialpolitischen Horizont erweitert und drohte der Elite sogar Steuererhöhungen an - bisher ein Tabu.

Wikileaks zufolge rückt ihn die US-Botschaft in die Nähe des Kartells der Mendoza-Familie - Vorwürfe, die er abstreitet, ebenso wie Anschuldigungen, im Bürgerkrieg (1960-1996) in Menschenrechtsverletzungen verwickelt gewesen zu sein. Am Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof läuft ein Verfahren gegen ihn wegen Ermordung des linken Intellektuellen und Guerilleros Efraín Bámaca.

Pérez Molina nennt sich selbst "Friedensgeneral", in Anspielung auf seine Rolle bei den Verhandlungen, die 1996 zum Ende des Bürgerkrieges führten. Für ihn persönlich sei es ein einschneidendes Erlebnis gewesen, denen gegenübergesessen zu sein, die er kurz zuvor noch mit der Waffe bekämpft hatte.

In die Politik sei er aus "Liebe zu Guatemala" gegangen, weil seine Vorgänger die Probleme nicht in den Griff bekommen hätten, so der Vater von zwei Kindern, der gerne romantische Boléros hört und Tennis spielt. Sein gleichnamiger Sohn ist sein ganzer Stolz. Auch er wurde Militär und gewann gerade die Bürgermeisterwahl in der Stadt Mixco. (DER STANDARD Printausgabe/8.11.2011)