Das Amerlinghaus am Spittelberg ist für seinen malerischen Innenhof bekannt. Die finanzielle Lage des Kultur- und Veranstaltungszentrums ist allerdings alles andere als idyllisch

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Wien - "Der Fortbestand des Kulturzentrums Spittelberg ist bedroht? Wir sagen: Amerlinghaus bleibt!" Auf der Hompage des Kultur- und Veranstaltungszentrums auf dem Spittelberg prangt am Montag ein knallgelbes Banner, denn aufgeben wollen die rund 50 Gruppen und Initiativen, die das Amerlinghaus regelmäßig nutzen, nicht ohne weiteres. Das Amerlinghausplenum kündigt in einer Aussendung auch gleich einen "heißen Herbst" an: "Wenn die rot-grüne Stadtregierung denkt, dass sie am teuren Spittelberg ein Stück widerständiges Wien gewinnbringend verkaufen kann, hat sie sich geschnitten."

Fakt ist: Das Amerlinghaus ist überschuldet. So sehr, dass mit Ende Oktober sogar der Strom abgedreht wurde. Alex Bettelheim, einer der Vorstände des Vereins Kulturzentrum Spittelberg macht aus der Höhe der Schulden kein Geheimnis: "Die offenen Verbindlichkeiten betragen per 15. Oktober 60.000 Euro." Bettelheim ist seit 32 Jahren im Vorstand das Vereins und möchte, wie er sagt, "nicht der Totengräber des Amerlinghauses sein müssen" .

Keine Wertanpassung

Der Hauptgrund für die Schulden liegt seiner Ansicht nach darin, dass die Subventionen der Stadt seit neun Jahren nicht mehr wertangepasst wurden - der Verein erhält jährlich 250.000 Euro. Die Gehälter für die vier Angestellten und die Betriebskosten seien in dieser Zeit jedoch sehr wohl gestiegen, sagt Bettelheim. Auch die Eigentümerin, die gemeindeeigene Wohnbaugesellschaft Gesiba, habe keiner Mietreduktion zugestimmt. "Wie müssen nun schauen, wie wir die Kosten begrenzen können" , sagt Bettelheim.

Das soll in Verhandlungen mit der Stadt geklärt werden. "Es gibt ein Bekenntnis zum Amerlinghaus" , erklärt Martina Schmied, die Leiterin der zuständigen MA 13 (Bildung und außerschulische Jugendbetreuung). Man bemühe sich, allen Gruppen und Initiativen auch weiterhin Raum zu geben. "Aber wir haben auch den anderen Vereinen und den Steuerzahlern gegenüber eine Verantwortung" , betont Schmied.

Ausweichquartiere

Nun liegt ein Angebot für Ausweichquartiere, etwa in Neubau und in Mariahilf, auf dem Tisch. "Natürlich wäre es uns lieber, wenn wir das Kulturzentrum in der bisherigen Form weiterführen können" , sagt Bettelheim. Aber ein eingeschränktes Raumangebot würde auch die Kosten senken. Dass nicht alle damit einverstanden sind - wie das Amerlinghausplenum, das den Erhalt des Hauses in der derzeitigen Form fordert - weiß Bettelheim. "Es wird Veränderungen geben, aber es ist noch nicht klar, in welcher Form." Der Verein möchte jedenfalls, dass die Räume auch künftig nichtkommerziell genutzt werden.

Die Grünen wollen jedenfalls noch diese Woche mit allen Beteiligten gemeinsame Strategien für das Amerlinghaus finden, wie Bildungssprecherin Martina Wurzer betont. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD Printausgabe, 8.11.2011)