Die Reise ging von der Einstiegsstelle Bauernfeldplatz im 9. Wiener Gemeindebezirk bis zur Haltestelle Kalksburger Krichenplatz im 23. Bezirk.

Fotos/Montage: derStandard.at/Blei

Der Bauernfeldplatz in einer Übersichtskarte.

Screenshot: wien.gv.at/ViennaGIS

Und der Kirchenplatz in Kalksburg.

Screenshot: wien.gv.at/ViennaGIS

Von Kalksburg, am südlichen Rand des Wienerwalds, bis ins Lycée Francais in der Liechtensteinstraße im neunten Wiener Gemeindebezirk. Mit dem Auto benötigt man laut Routenplaner eine halbe Stunde für die Strecke. Öffentlich bedeutet das allerdings: dreimal Umsteigen und eine errechnete Fahrzeit der Wiener Linien von etwa einer Stunde. Was es mit dem Weg auf sich hat? Ein Leser hat darum gebeten, seinen Schulweg, den er Ende der 1960er und Anfang der 1970er jeden Tag zwei Mal zurücklegte, in der Jetzt-Zeit zu testen. Er wohnte in Kalksburg und war ein Schüler des Lycée. Damals habe er eineinhalb Stunden pro Weg benötigt. Heute lebt der Herr in Bregenz und wollte wissen, "wie viele Minuten Fortschritt" die Wiener Linien in ungefähr vierzig Jahren geschafft hätten.

Laut damaliger Schülerfreifahrt hätte der User von seiner Schule zu Fuß bis zur Rossauer Lände gehen und die Stadtbahn nach Hietzing nehmen sollen. In Hietzing musste er in die Straßenbahn nach Rodaun umsteigen und mit dem Bus schlussendlich nach Kalksburg (Kirchplatz) fahren. Der Onlinefahrplan der Wiener Linien schlägt mittlerweile eine andere Strecke vor, die zwischen einer und eineinviertel Stunden dauern soll.

Leere U6 am Sonntag

Aus organisatorischen Gründen mache ich mich am Sonntag auf, um die Öffivariante zu testen. Der Routenplan der Wiener Linien schlägt vor, direkt vor dem Lycée bei der Station Bauernfeldplatz in den Bus 40A zu steigen. Es ist 11:22 Uhr als der Bus kommt. Die Stoppuhr läuft. Fahrtzeit für die erste Teilstrecke bis Währingerstraße-Volksoper: fünf Minuten.

Etwa zwei Minuten benötigt man schließlich zum Umsteigen in die Linie U6 Richtung Siebenhirten. Wartezeit auf die U-Bahn: vier Minuten. Fahrtzeit der zweiten Teilstrecke bis Perfektastraße: 25 Minuten. Die U-Bahn ist leer, was am Sonntag nicht verwundert. An Wochentagen und zu Stoßzeiten (also wenn die meisten SchülerInnen nach Hause fahren) steht man in der U6 sehr gedrängt. 

War es bis zur Station Perfektastraße noch kein Problem, ein Verkehrsmittel zu verpassen, da die Warteintervalle maximal fünf Minuten betrugen, wird es nun schwieriger. Der Bus 64A Richtung Liesing verlässt die Haltestelle, als ich die Treppen vom Bahnsteig hinunterheclee. Deshalb genieße ich die maximale Wartezeit auf den Bus: 30 Minuten. Ein Blick auf den Fahrplan verrät aber: An Wochentagen wären es nur 15 Minuten gewesen. Fahrtzeit für die dritte Teilstrecke bis Liesing: neun Minuten. Es bleibt aber hinzuzufügen, dass der Bus in nahezu keiner Haltestelle stehengeblieben ist.

Zwei Stunden später

In Liesing folgt das letzte Umsteigen: Zwei Abfahrtssteige neben der Ausstiegshaltestelle startet der ÖBB-Postbus 354 - Richtung Grub, über Kalksburg. Ich überprüfe den Fahrplan: Wieder muss ich 25 Minuten warten. Aber auch während der Woche ist diese Buslinie nicht öfter getaktet. Vor allem vor 15 und nach 18 Uhr muss man mit Wartezeiten von bis zu einer halben Stunde rechnen. 

Fahrtzeit für die vierte und letzte Teilstrecke bis Kalksburg Kirchenplatz: zehn Minuten. Dabei hätte ich die Haltestelle beinahe verpasst. Als verwöhnte Wiener Öffi-Nutzerin wartete ich auf Durchsagen oder hoffte zumindest auf einen Stationsplan im Bus. So blieb mir nichts anderes über, als die Namen jeweils auf den Stationsschildern zu lesen und bei Kirchenplatz aus dem Bus zu springen. Es war 13:12 Uhr.

Ob's mit dem Auto schneller ginge?

Fazit: Noch immer beträgt die Fahrzeit zwischen Kalksburg und dem Lycée bis zu zwei Stunden. Wenn man aber Glück hat und alle Anschlusslinien gleich erwischt, kann die Strecke auch in einer Stunde zurückgelegt werden.

Um noch einmal auf den Routenplaner und die Autostrecke von 30 Minuten zurückzukommen: Dabei sicher nicht eingerechnet ist der Stau auf der A23, mit dem man zur Stoßzeit rechnen muss. Viel schneller als mit den Öffis wird es da auch nicht gehen. (Bianca Blei, derStandard.at, 8.11.2011)