Peking - Tausende Chinesen geben dem regimekritischen Künstler Ai Weiwei spontan Geld, damit er seine Millionenstrafe an das Steueramt zahlen kann. Einige werfen ihm sogar Geldscheine als Papierflugzeuge über das Eingangstor seines Studios in Peking. Bis Montag zu Mittag haben ihm schon mehr als 20.000 Chinesen mehr als fünf Millionen Yuan Renminbi, umgerechnet 570.000 Euro, zukommen lassen. Das berichtete der Künstler der Deutschen Presse-Agentur. Das Pekinger Finanzamt hatte dem 53-Jährigen vergangene Woche eine Forderung über 15 Millionen Yuan Renminbi, umgerechnet 1,7 Millionen Euro, angeblich ausstehender Steuern und Strafzahlung zugestellt. Die muss er bis Mitte des Monats begleichen. Nach seiner Inhaftierung im Frühjahr sieht Ai darin einen weiteren Versuch der Behörden, ihn einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen.
Ai Weiwei betonte aber, das Geld schrittweise zurückzahlen zu wollen. Ohne behördliche Erlaubnis darf in der Volksrepublik China niemand Spenden annehmen. Für die Rückzahlung registrieren Helfer jede Geldanweisung in Listen. Ai begrüßte die Welle der Unterstützung: „Ich sehe den Aufstieg einer Zivilgesellschaft in China. Ich sehe Hoffnung."
Ai Weiwei ist ein Sohn des berühmten chinesischen Poeten und Malers Ai Qing (1910-96), welchen die Kommunisten von 1958 bis 1978 mit Publikationsverbot belegt und in Umerziehungslager gesteckt hatten. Seine Freunde sehen in ihm ein Opfer politischer Hexenjagd. Die chinesischen Behörden haben ihm vorgeworfen, in großem Stil Steuern hinterzogen zu haben. (APA)