Tel Aviv/Wien - Der Iran betreibt auf der Militärbasis Parchin, rund 30 Kilometer von Teheran entfernt, ein Programm zur Entwicklung von Atomwaffen. Das berichtet die israelische Zeitung "Haaretz" am Sonntag in ihrer englischsprachigen Internetausgabe unter Berufung auf Diplomaten in Wien. Die in Wien ansässige Internationale Atomenergie-Agentur IAEA (IAEO) will kommende Woche einen neuen Bericht zu den iranischen Atomaktivitäten vorlegen.
Wie bis jetzt durchgesickert ist, soll dem Bericht zufolge der Iran Experimente durchgeführt haben, die als abschließende Vorbereitungen für den Bau von Atomwaffen zu werten seien. So habe es Testexplosionen und Computersimulationen von Explosionen gegeben. Laut Medienberichten existieren Satellitenfotos eines Containers in der Größe eines Busses zur Durchführung derartiger Experimente. Parchin gelte als Anlage für die Erforschung und Entwicklung nuklearer Waffen, schreibt "Haaretz". Es gebe dort Hunderte Gebäude sowie zahlreiche befestigte Tunnel und Bunker.
Bereits vor acht Jahren haben laut "Haaretz" US-Geheimdienste Informationen erhalten, die darauf hindeuten, dass die Bunker in Parchin zur Entwicklung von Atomwaffen geeignet sind. Es seien dort Experimente ausgeführt worden, um die Kapazitäten des Iran zur Simulation einer Atomexplosion zu testen.
Die iranischen Behörden haben den Wunsch der IAEA abgelehnt, Parchin zu besichtigen. Der Iran verwies darauf, dass die IAEA-Mitgliedsstaaten Inspektionen in militärischen Einrichtungen verweigern können.
Im neuen IAEA-Bericht soll bezüglich der militärischen Aspekte des iranischen Atomprogramms eine klarere Sprache als bisher gesprochen werden. Der vorliegende Entwurf des Dokuments muss noch von IAEA-Direktor Yukia Amano abgesegnet werden. Wie im Vorfeld der Veröffentlichung durchsickerte, sollen in einem 12-seitigen Anhang Dokumente und Satellitenfotos den Verdacht belegen, dass der Iran unter Verletzung seiner internationalen Verpflichtungen heimlich Atomwaffen entwickelt.
Weiters dürften in dem Bericht die Fortschritte des Iran bei der Urananreicherung in der Anlage in Natanz erläutert werden. Zudem soll in dem Dokument davor die Rede sein, dass sich die Islamische Republik weiterhin weigere, Details über verschiedene Aspekte seines Atomprogramms bekanntzugeben. Laut einem früheren IAEA-Bericht verfügt der Iran bereits in Natanz über 4,5 Tonnen auf 3,5 Prozent angereichertes Uran. Sollte dieses Material auf 90 Prozent angereichert werden, könnten damit vier bis fünf Atomsprengköpfe gebaut werden. (APA)