Wien - Mitte der 1990er-Jahre hatte die Entwicklung der Carving-Ski-Technologie den Großangriff des Snowboards phänomenal abgewehrt. Und nur 15 Jahre später scheinen die stark taillierten Bretter durch eine neue Revolution selbst gefährdet. Freeski ist der neue Trend, auf den alle relevanten Skifirmen setzen müssen. Im Rennsport noch kein Thema, drängen die breiten Bretteln mit Nachdruck in den Markt.

Was genau ein Freeski ist, lässt sich aber für den gemeinen Konsumenten nicht so leicht festmachen. Es gibt Skier im Segment Freestyle, Freeride, All Mountain, Back Country oder für das Tourengehen. Und da sind nicht alle Angebote aufgezählt. Sie unterscheiden sich vor allem in der Breite der Skimitte. Allen Skiern ist gemeinsam, dass sie eher nicht auf präparierten Pisten, sondern im Tiefschnee oder auch im Funpark eingesetzt werden wollen.

Als erster Verkaufsschlager kristallisiert sich der gemäßigt breite All Mountain Ski heraus, sagt Raimund Liska, Einkaufsleiter für Hartware bei Hervis. "Der All Mountain Ski ist für den universellen Skifahrer, der sich abseits der Piste auch gerne nach alternativen Möglichkeiten im Pulverschnee umsieht. Der Ski ist viel entspannter zu fahren - wie eine Servolenkung beim Auto."

Erlebnis Natur

Den Trend zum breiteren Ski kann Wolfgang Mayrhofer von Weltmarktführer Atomic bestätigen. 650.000 Paar verkauft Atomic, 20 bis 25 Prozent sind bereits dem Freeski-Sektor zuzurechnen. "Das geht auf Kosten der Carver", sagt der Geschäftsführer. Von "Racecarvern als Auslaufmodell" spricht Siegfried Rumpfhuber von der Firma Kästle, die sich im Freeski-Segment positioniert hat. "Immer mehr Skifahrer wollen den Sport und die Natur bewusster erleben. Sie wollen ins Gelände." Dass Freeski in den USA populärer ist, führt Mayrhofer auf die Pistenpräparierung zurück. "Bei uns wären die deutschen Gäste nicht so happy, wenn die Pisten weniger gewalzt würden." (krud, DER STANDARD Printausgabe, 7. November 2011)