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Sieben Menschen starben bei dem schweren Unfall am Freitag auf der M5.

Foto: EPA/Chris Ison

Großbritannien erlebte den schlimmsten Massenunfall auf einer Autobahn seit 18 Jahren. Sieben Tote und 51 Verletzte waren zu beklagen, als nahe Taunton im Südwesten Englands 34 Fahrzeuge in eine Massenkarambolage auf der M5 verwickelt waren. Ursprünglich befürchtete die Polizei, dass sie noch mehr Todesopfer in den völlig ausgebrannten Autowracks finden würde. "Unsere schlimmsten Ängste haben sich nicht bewahrheitet" , stellte Polizeisprecher Anthony Bangham am Sonntag erleichtert fest.

Noch untersuchen Spezialisten, wie es zu der Katastrophe hatte kommen können. Der Unfall passierte am Freitagabend kurz nach 20 Uhr. "Eine Reihe von Faktoren spielte eine Rolle" , sagte Bangham. "Es war dunkel, das Wetter war schlecht, wir hatten eine Nebelbank und die Straßen waren nass." Außerdem wird vermutet, dass ein 15-minütiges Feuerwerk nahe der Autobahn die Fahrer abgelenkt haben könnte. Der schwarze Rauch der Feuerwerkskörper, meinen Meteorologen, könnte sich zudem mit der Nebelbank verbunden haben und eine "schwarze Suppe" produziert haben, die sich schlagartig über die Autobahn senkte, wie es Zeugen beschrieben haben.

"Dunkle Wolke"

"Eine dunkle Wolke" , berichtete Ciara Neno, "kam ganz, ganz schnell herunter. Der Lastwagen vor uns verschwand darin einfach. Es war, als ob dir jemand eine Kapuze über den Kopf zieht." Auch Tom Hamill, der mit seiner Familie kurz zuvor auf die M5 aufgefahren war, erlebte eine "Nebelwand wie Emulsionsfarbe" . Er konnte rechtzeitig auf dem Mittelstreifen anhalten. Neben ihm schossen Autos vorbei und kollidierten, Lkws gingen in Flammen auf. Zum Glück für Hamill verkeilten sich zwei Lastwagen derart, dass sein Wagen auf dem Mittelstreifen vor heranrasenden Autos geschützt war.

Die schlimmste Massenkarambolage seit 1993, als zwölf Schulkinder auf der M40 starben, hat zu einer neuen Debatte über das Tempolimit auf Autobahnen geführt. Die Regierung plant, die Geschwindigkeitsgrenze von 70 auf 80 Meilen pro Stunde heraufzusetzen, umgerechnet 128 km/h. "Ein höheres Limit" , warnt Ellen Booth von der Organisation "Brake" , "führt zu höherer Durchschnittsgeschwindigkeit und macht Unfälle wahrscheinlicher." Edmund King vom Automobilclub AA meint hingegen: "Es ist das dichte Auffahren, besonders bei schlechter Sicht, das die Behörden verfolgen müssen." (Jochen Wittmann aus London/DER STANDARD-Printausgabe, 7.11.2011)