EU-Energiekommissar Günther Oettinger und Energieexpertin Prof. Dr. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung stehen für eine nachhaltige Energieversorgung in Europa

Foto:Parlamentsdirektion / Carina Ott

Interessierte bei der Veranstaltung "Energieversorgung der Zukunft", Fritz Neugebauer - Zweiter Präsident des Nationalrates (3.v.re.)

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Der Ausbau der Energienetze, insbesondere der Verteilnetze und Übertragungsnetze für Strom wird in den kommenden Jahren über den Aufbau einer Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien entscheiden. Zusätzlich brauchen die Unternehmen noch Rahmenbedingungen, die ihnen Sicherheit für die enormen Investitionen bieten, erklärte EU-Energiekommissar Günther Oettinger beim Oesterreichs Energie Trendforum im Parlament.

Gleichzeitig gelte es, die Effizienz des Endenergieeinsatzes zu steigern und das Bewusstsein der Konsumenten für den Energieverbrauch zu stärken. Das erklärte Oettinger in seinem Impulsreferat anlässlich des Oesterreichs Energie Trendforums und einer Podiumsdiskussion der Energiesprecher der im Parlament vertretenen Parteien vor 150 Gästen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Die Veranstaltung erfolgte auf Einladung der Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer und des Zweiten Präsidenten des Nationalrates Fritz Neugebauer.

Die Forderung nach einem raschen Ausbau der Infrastruktur unterstrich DI Dr. Peter Layr, Präsident von Oesterreichs Energie. Er hält eine Vorreiterrolle Österreichs beim Umstieg auf erneuerbare Energien für möglich. Vorausgesetzt, dass die Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden: „Wir brauchen weiterhin den massiven Ausbau erneuerbarer Energien und müssen auf der anderen Seite das Bewusstsein für Energie-Effizienz steigern.

Außerdem muss das eingesetzte Kapital entsprechend verzinst werden", so Layr. Die Stromkunden seien bereit, eine Energiewende zu unterstützen, wie auch die E-Wirtschaft bereit sei, ihren Beitrag für die Energiezukunft unseres Landes zu leisten. Es gelte aber die richtigen Signale auf grün zu stellen.

EU-Energiekommissar Günther Oettinger verwies auf die Dringlichkeit, den europäischen Energie-Binnenmarkt wie geplant bis 2014 zu vollenden und die Infrastruktur rasch auszubauen: „Wenn wir nichts tun, fallen wir zurück. Nur wer das Ruder in die Hand nimmt, kommt in der richtigen Richtung voran." Er nannte drei vorrangige Ziele für Europas Energiezukunft: Die Versorgungssicherheit der Menschen mit Energie zu gewährleisten, nachhaltig mit Ressourcen umzugehen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas als größter Energiemarkt der Welt zu stärken. Um diese Ziele umzusetzen, sei vor allem eines notwendig - eine neue, paneuropäische Infrastruktur, so Oettinger.

Stromnetze und Speicher ausbauen, Effizienz steigern

Dem Ausbau der Stromnetze kommt dabei eine tragende Rolle zu. „Wenn Strom im Norden künftig aus Wind kommen soll, im Süden aus Sonne oder in Ländern mit natürlichen Holzvorräten aus Biomasse, benötigen wir dafür eine arbeitsteilige und dezentrale Struktur", betonte Oettinger. Parallel dazu müssten die Pumpspeicher-Kraftwerke ausgebaut und die Energieeffizienz weiter erhöht werden. Nur so könne Europa gemeinsam eine Energiestruktur aufbauen, die die Vorteile aller Regionen inkludiere.

Energie-Trendwende erfordert massive Investitionen

In einem waren sich alle Podiumsteilnehmer - auch die Energiesprecher der Parteien - einig: Um die Energie-Trendwende umzusetzen, sind massive Investitionen erforderlich. Dies zeigt sich deutlich am Beispiel Deutschlands. Die angestrebte Verdoppelung des Anteils Erneuerbarer Energien erfordert in den kommenden zehn Jahren knapp 200 Milliarden Euro an Investitionen sowie noch einmal denselben Betrag für laufende Kosten. Diese Zahlen präsentierte die Energieexpertin Prof. Dr. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. 

Sie sieht im deutschen Energie-Umstieg mehr Chancen als Risiken, nennt aber drei entscheidende Faktoren für das Gelingen: den Ausbau der europäischen Stromnetze, angepasste rechtliche Rahmenbedingungen sowie ein zielgerichtetes Change Management. „Ein schnelles Reagieren ist möglich, Trägheit kann sich rächen. Aber es sind unbestritten große Investitionen erforderlich - und es bleibt zu hoffen, dass die Finanzkrise sich nicht hemmend auswirken wird."

Österreich: Schulterschluss aller Beteiligten gefragt

Die Energiesprecher der Parteien betonten in ihren Diskussionsbeiträgen die Bedeutung des richtige Mix von Energieträgern. Mit 71 Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen ist Österreich in Europa bereits heute mit Abstand führend, dieser Bereich soll noch weiter ausgebaut werden. Dennoch sind fossile Energieträger - allen voran Gas - als Brückentechnologie notwendig. Mit der Umsetzung des dritten Binnenmarktpakets durch das ElWOG und dem Ökostrom-Gesetz seien in Österreich zuletzt wichtige Schritte für die Energiezukunft gesetzt worden. Nun gehe es um die Vorbereitung eines Energieeffizienz-Gesetzes. „Letztlich müssen alle ihren Beitrag für die Energiezukunft leisten", fasste der zweite Präsident des Nationalrates, Fritz Neugebauer, die Diskussion zusammen. Konsumenten, Unternehmen und E-Wirtschaft werden gleichermaßen gefordert sein, um die nachhaltige und sichere Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft mit Strom auch in Zukunft zu gewährleisten.