Der Orientalist und Autor Navid Kermani eröffnet die "Lesefestwoche" am 7. November im Wiener Akademietheater, 20 Uhr.

Foto: Wildbild / Alexa Schober

Wie verankert man die Buchmesse fester im Bewusstsein der Stadt?

Wien - Es sei das Ziel, die Wiener Buchmesse (10. bis 13. November) und die Lesefestwoche (7. bis 13. November) im Kulturkalender der Stadt so zu verankern wie die Viennale, das Jazzfest und die Wiener Festwochen, sagt Günter Kaindlsdorfer, der neue Programmdirektor der Buch Wien. Wer sich am Samstag vor zwei Wochen bei Vorverkaufsbeginn im Jonas-Reindl in einer langen Schlange um Viennale-Karten anstellte, ahnt, dass die Buch Wien noch ein weites Stück Weg vor sich hat.

Das weiß auch der ORF-Literaturmann Kaindlsdorfer, der die Programmleitung der Buch Wien von Gabi Madeja übernommen hat. Der Termin, knapp einen Monat nach der weltweit größten Buchmesse in Frankfurt und eine Woche vor derjenigen in Basel, liegt für die Verlage nicht optimal.

Ob die Buch Wien daher, so jung die heuer zum vierten Mal vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Literatur und Content Marketing GmbH organisierte Veranstaltung auch ist, dereinst "Europaformat" haben wird, wie es sich Kaindlsdorfer wünscht, wird sich noch weisen. Ein Etappenziel wäre schon erreicht, wenn die - trotz ansprechender Besucherzahlen (2010: 28.000 Eintritte) - in der Halle D der Wiener Messe stattfindende Bücherschau nicht mehr wie eine vom übrigen literarischen Leben der Stadt abgekoppelte Literaturinsel wirken würde.

Dafür stehen die Zeichen besser als bisher: Das Veranstaltungsprogramm wurde mit 100 zusätzlichen Lesungen, Diskussionen und Buchpräsentationen, insgesamt werden es 386 sein, deutlich ausgebaut und mit 44 Veranstaltungsorten auch außerhalb des Messezentrums breiter in der Stadt verankert. Der zaghaft begonnene Fokus auf Mittel- und Osteuropa wird mit Lesungen des Ukrainers Juri Andruchowytsch (8. 11., Hauptbücherei am Gürtel, 19.00), von György Dalos aus Ungarn (12. 11., Messe Wien, 15.45) und dem Russen Andrej Kurkow (11. 11., Hauptbücherei, 19.00) fortgesetzt, und für die Eröffnungsreden der Lesefestwoche (7. 11., Akademietheater, 20.00) und der Buch Wien (9. 11., Messe, 19.00) wurden mit Navid Kermani und dem Griechen Petros Markaris, der am Mittwoch die Buch Wien mit einer Rede über Kultur und Krise eröffnet, international renommierte Autoren gewonnen.

Weiters wird der Harvard-Professor Steven Pinker seine monumentale Weltgeschichte der Gewalt vorstellen (10. 11., Kreisky Forum, 19.00), Götz Aly diskutiert in der Aula der Akademie der bildenden Künste (11. 11., 19.00) über das Verhältnis von Deutschen und Juden. Der 1933 in Polen als Ludwig Beglejter geborene Louis Begley, der in New York zum Weltautor wurde, stellt seinen jüngsten Roman Schmidts Einsicht vor (13. 11., Theater in der Josefstadt, 11.00).

Paradiese und Gebete

Einen Abstecher ist auch der Republikanische Club wert, wo die Ägypterin Mansura Eseddin aus ihrem Roman Hinter dem Paradies liest. Essedin liest auch auf der Messe, wo neben zahlreichen österreichischen Autoren auch Charlotte Roche ihre Schoßgebete lesen wird (13. 11., 16.00, um 20 Uhr tritt sie im Rabenhof auf).

Die Anzahl der Aussteller liegt mit 280 Anmeldungen aus 13 Nationen leicht höher als 2010, und wie zuletzt wird dem Jugendbuchbereich mit eigener Bühne entsprechend Platz eingeräumt - auch eine Kochbühne wird es wieder geben. Dass die Buchbranche mit Problemen kämpft - der Umsatz in Österreich ging von Jänner bis Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 4, 8 Prozent zurück - und nicht zuletzt vor technischen Herausforderungen steht, wird zu reden geben. Einen interessanten Überblick über die Herausforderungen für die Verlage liefert die zur Messe erscheinende Zeitschrift Xing (Xing.Curbs.at), in der Beiträge über Buch-Digitalisierung, Denkmaschinen, Aura und Access, E-Books und ein informativer Beitrag über "Google und die Zukunft der Bücher" zu lesen sind. Eintritt zur Messe: 7 Euro, ermäßigt 4,50. (Stefan Gmünder, DER STANDARD - Printausgabe, 5./6. November 2011)