Budapest - Der Chef der rechtsextremistischen "Bürgerwehr" Vederö (Schutzmacht) im nordungarischen Dorf Gyöngyöspata, Tamás Eszes, ist am Donnerstagabend tot in seinem Haus aufgefunden worden, wie ungarische Medien berichteten. Eszes' "Bürgerwehr"-Aktivitäten führten vor einigen Monaten zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Rechtsextremen und Angehörigen der Roma-Minderheit.

Die Polizei will nach einer offiziellen Mitteilung erst nach Beendigung der gerichtsmedizinischen Untersuchung die Todesursache bekanntgeben, doch sprechen lokale Quellen gegenüber der Nachrichtenagentur MTI von Selbstmord. Eszes soll sich in einem Schuppen seines Anwesens in Gyöngyöspata erhängt haben.

Die "Bürgerwehren" hatten ab März regelmäßige "Patrouillen" im Ort durchgeführt. Für das Osterwochenende organisierte Eszes dann ein "Trainingscamp", das noch vor Beginn von der Polizei geräumt wurde. Direkt zuvor waren, aus Angst vor Übergriffen, mehr als zweihundert Roma-Frauen und -Kinder von Hilfsorganisationen evakuiert worden. Die Regierung stellte dies dagegen als "lange geplanten Osterausflug" dar. Wenige Tage danach kam es zu einer Massenschlägerei zwischen "Vederö"-Mitgliedern und örtlichen Roma.

Aufsichtsarbeiten über Roma

Im Mai wurde in Ungarn ein Gesetz eingeführt, dass die eigenständige Aktivität von uniformierten Bürgerwehren verbietet, allerdings nicht, wenn sie auf Anforderung der lokalen Behörden geschieht. So versehen heute laut der deutschsprachigen Zeitung "Pester Lloyd" einige der "Bürgerwächter" von damals Aufsichtsarbeiten über Roma, die zum kürzlich eingeführten staatlichen Arbeitsbeschaffungsprogramm abkommandiert wurden.

Eszes kandidierte im Juli bei der vorgezogenen Bürgermeisterwahl in Gyöngyöspata, unterlag aber dem Kandidaten der rechtsextremen Parlamentspartei Jobbik, Oszkar Juhasz. Während des Wahlkampfes kam es bei einem Treffen zwischen den beiden zu einer tätlichen Auseinandersetzung, bei der Eszes zunächst auf Juhasz und dann auf die heranrückenden Polizisten einschlug, wie das Nachrichtenportal "index" schreibt.

Wegen des tätlichen Angriffs auf Amtspersonen wurde er im Juni zu einer eineinhalbjährigen Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Danach organisierte er laut "Pester Lloyd" weiterhin den Zuzug von Gesinnungsgenossen. (APA)