Ottokar Uhl 1931 - 2011

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Wohnheim "B.R.O.T." von Ottokar Uhl, Wien-Hernals.

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Wien - Der österreichische Architekt Ottokar Uhl ist am gestrigen Donnerstag nach langer Krankheit in Wien gestorben. Dies teilte das Architekturzentrum Wien (Az W) am Freitag in einer Aussendung mit.

"Ottokar Uhl zählt nicht nur zu den wesentlichen Protagonisten der österreichischen Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern zu den intellektuell profiliertesten Architekten. Sein Werk ragt über seine Zeit hinaus", so das Az W.

Uhl wurde am 2. März 1931 in Wolfsberg (Kärnten) geboren. Nach seinem Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Lois Welzenbacher (1950-53) wurde Uhl 1957 durch die Teilnahme an der Salzburger Sommerakademie nachhaltig von Konrad Wachsmann geprägt. Nach Lehraufträgen in Wien und Washington, USA wurde Uhl 1973 an die Universität Karlsruhe berufen, wo er bis 1994 dem Lehrstuhl für Bauplanung und Entwerfen vorstand. 1963 erhielt Ottokar Uhl den Österreichischen Staatspreis für Architektur, 1996 den Ludwig-Wittgenstein-Preis.

Rationalisierung, partizipatives Bauen

Die Rationalisierung des Planungsprozesses spielte eine zentrale Rolle in seinem architektonischen Schaffen. Mit Projekten wie der demontablen Kirche in der Siemensstraße in Wien (1960-63) oder dem Umbau der Studentenkapelle Wien 1, Ebendorferstraße (1958) setzte er neue Maßstäbe im Sakralbau.

Später verschob sich Ottokar Uhls Augenmerk immer mehr in Richtung sozialer Entwicklungen. Ab den 1970er-Jahren rückte die Frage der Partizipation der BewohnerInnen in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Das Wohnhaus Feßtgasse, Wien-Ottakring (1973-80) wurde zu einem Vorreitermodell für partizipatives Bauen in Wien, in Wien-Hernals schuf er wenige Jahre später auch das erste Gemeinschaftsprojekt der Baugruppe B.R.O.T. (siehe Bild).

"Uhls Interesse galt den Bauprozessen unter Mitwirkung der BenutzerInnen, den konstruktiven Möglichkeiten und den Materialien. Mit dem von ihm eingeschlagenen Weg fort von der Spezialistenkultur hin zu einer Kultur der Betroffenen besitzt sein Schaffen ungebrochene Aktualität", so das Az W in seinem Nachruf auf Ottokar Uhl. Das Architekturzentrum übernahm das Archiv von Ottokar Uhl 2001 in seine Sammlung und widmete Uhls Werk 2005 erstmals eine große Ausstellung sowie eine monografische Publikation. (red)