Düsseldorf - Arbeitsbedingte psychische Belastungen verursachen enorme Kosten. Eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung nimmt diesen Aspekt in Deutschland unter die Lupe. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Betriebliche Präventionsprogramme nutzen nicht nur der Gesundheit der Beschäftigten, sondern zahlen sich auch wirtschaftlich aus, teilt die Hans-Böckler-Stiftung in einer Aussendung mit.

In Deutschland entstehen jährlich Kosten von gut sieben bis knapp 30 Milliarden Euro - je nachdem, ob man sich dabei auf arbeitsbedingte psychische Störungen im engen Sinne konzentriert, oder auch körperliche Erkrankungen hinzurechnet, die auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen sind. Psychische Störungen verursachten im Jahr 2008 insgesamt Behandlungskosten von knapp 29 Milliarden Euro. Die indirekten Kosten durch ausgefallene Arbeitstage, Krankengeldzahlungen und Frühpensionen betrugen sogar 45 Milliarden Euro.

Arbeitsunfähig durch psychische Belastungen

Psychische Probleme seien eine wesentliche Ursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühpensionen, schreiben die Wissenschaftler vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen beziehungsweise vom Institut für Prävention und Gesundheitsförderung an der Uniklinik Essen. Unter psychische Störungen fällt eine ganze Reihe von Krankheitsbildern. Die meisten Arbeitsausfälle gehen auf neurotische, belastungs- und somatoforme Störungen, affektive Störungen wie Depressionen und Suchtprobleme zurück.

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz - etwa hoher Leistungsdruck oder geringe Entscheidungsspielräume - können sich aber nicht nur direkt in psychischen Erkrankungen äußern. Auch Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems, Kreislauf- sowie Magen- und Darmerkrankungen können die Folge psychisch belastender Arbeitsbedingungen sein. Bezieht man dies in die Schätzung der gesamtwirtschaftlichen Kosten ein, so ist der volkswirtschaftliche Schaden noch erheblich größer als die reinen Kosten psychischer Störungen: Zusammengenommen kommen die Forscher auf rund 10 Milliarden direkte und gut 19 Milliarden Euro indirekte Kosten.

Die Studienautoren, der Epidemiologe Wolfgang Bödeker und der Mathematiker Michael Friedrichs, weisen darauf hin, dass betriebliche Gesundheitspolitik einen Beitrag leisten kann, den wirtschaftlichen Schaden von psychischen Erkrankungen und Belastungen zu reduzieren. Zahlreiche Studien aus den USA belegten, dass sich Präventionsmaßnahmen in aller Regel auszahlen - nicht nur gesamtwirtschaftlich, sondern auch für das einzelne Unternehmen. Nach unterschiedlichen Untersuchungen erzielt ein in Gesundheitsprävention investierter Dollar Erträge zwischen zwei und zehn Dollar. (red)