Frankfurt - Ein vorläufiges Ende des jüngsten Griechenland-Dramas hat dem DAX am Donnerstag nach einer Berg- und Talfahrt schließlich kräftigen Auftrieb gegeben. Der überraschend von der Europäischen Zentralbank gesenkte Leitzins stützte ebenfalls und ließ den deutschen Leitindex zeitweise knapp unter die Marke von 6.200 Punkte steigen.

Der DAX gewann 167,55 Punkte (plus 2,81 Prozent) auf 6.133,18 Einheiten. Der TecDAX erhöhte sich um 16,70 Punkte oder 2,45 Prozent auf 699,69 Punkte. Der M-DAX ermäßigte sich 280,58 Punkte oder 3,17 Prozent auf 9.136,05 Zähler. Der HDAX schloss mit 3.118,80 Einheiten und einem PLus von 85,78 Zählern oder 2,83 Prozent. Der C-DAX verteuerte sich 14,70 Punkte oder 2,79 Prozent auf 541,46 Zähler.

Ministerpräsident Giorgos Papandreou hatte am Nachmittag seinen umstrittenen Plan für eine Volksabstimmung über Milliardenhilfen und den dafür nötigen Sparkurs zurückgezogen. Zuvor hatten die internationalen Geldgeber massiv Druck gemacht. Die EU, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatten den Griechen klar gemacht: Macht was ihr wollt, entscheidet euch, ob ihr im Euroland bleiben wollt. Bis dahin gibt es aber kein Geld.

Ein Händler meinte kopfschüttelnd zu den kräftigen Kursausschlägen: "Solch heftige Aufs und Abs mit einer Schwankungsbreite im DAX von rund 360 Punkten an diesem Tag lassen die elektronisch gesteuerten Handelsprogramme rattern und jubeln und die Händler verzweifeln. Mit gesundem Menschenverstand lassen sich die schnellen Richtungswechsel an den Börsen jedenfalls nicht mehr nachvollziehen."

Sehr schwankend zeigte sich im Zuge der Spekulationen rund um Griechenland und der EZB-Zinsentscheidung erneut der Bankensektor. Die Titel der zunächst schwach in den Handel gestarteten Deutschen Bank etwa sprangen nach der Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf ein Tageshoch bei 30,26 Euro. Mit plus 2,34 Prozent auf 29,330 Euro gingen sie dann aus dem Tag. Die EZB hatte ihren Schritt mit hohen Wachstumsrisiken begründet, was die Euphorie am Markt rasch wieder dämpfte. Die Commerzbank-Anteile legten um 5,66 Prozent zu.

DAX-Spitzenreiter waren die Metro-Papiere, die trotz enttäuschender Zahlen um 9,02 Prozent auf 36,560 Euro hochschnellten. Am Markt wurde das vor allem mit Spekulationen über einen Verkauf der Warenhauskette Kaufhof begründet. Nachdem als letzte Kartellbehörde auch China der Übernahme von MAN durch Volkswagen zustimmte, stiegen die MAN-Papiere um knapp sieben Prozent.

Nach erfreulichen Quartalszahlen legten zudem die BMW-Papiere um 4,55 Prozent zu und die von HeidelbergCement um 3,47 Prozent.

Beiersdorf rückten nach leicht enttäuschenden Quartalszahlen um 1,66 Prozent vor. Die Anteilsscheine von Adidas waren dagegen trotz einer angehobenen Jahresprognose des Sportartikelherstellers mit plus 0,25 Prozent Schlusslicht im DAX.

Darüber hinaus legten auch zahlreiche mittlere und kleinere HDAX-Unternehmen Quartalsbilanzen vor: Im MDAX sackten die Rheinmetall-Aktien nach enttäuschenden Zahlen um 7,57 Prozent ab. Die Vorzugsaktien von ProSiebenSat.1 Media dagegen waren dagegen profitierten mit plus 13,20 Prozent vom starken Quartalsbericht des TV-Konzerns. Im TecDAX schnellten die Papier von Q-Cells um 25,17 Prozent nach oben. Das Photovoltaik-Unternehmen wird noch in diesem Jahr in Brandenburg-Briest Europas größten Solarpark bauen.(APA)