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Wenn Sie Nachts glauben, er hier rufe Sie zur Wiege, unterliegen Sie einer akustischen Täuschung.

Foto: REUTERS/Christian Charisius

Utah/Cambridge - "In mancher Hinsicht sind Löwen eine große Kopie eines schreienden Babys, laut und lärmend, jedoch mit einer sehr tiefen Stimme." Zu diesem bemerkenswerten Vergleich kommt der Stimmforscher Ingo Titze von der Universität Utah im Zuge einer Studie, mit der untersucht wurde, wie Großkatzen ihr Brüllen zustande bringen. Denn der Vorgang ist durchaus ähnlich dem, mit dem menschliche Babys schreien.

Wissenschafter um Sarah Klemuk von der Universität Iowa hatten analysiert, wie Gebrüll und Geschrei entstehen. Ihr tiefes und lautes Gebrüll verdanken die Raubkatzen vor allem der Form ihrer Stimmfalten - sie seien anders als bei den meisten Tieren nicht drei- sondern viereckig. Dadurch reagierten sie sensibler auf den durchziehenden Luftstrom aus der Lunge, so die Forscher im Fachjournal "Plos One". Zuvor war angenommen worden, in den Stimmfalten eingelagertes Fett verhelfe den Tieren zu ihrer majestätischen Ausdrucksweise. Auch der Aufbau des Zungenbeins war schon als vermeintliche Erklärung herangezogen worden, warum Kleinkatzen und sogar einige Großkatzenarten nicht brüllen können, wie es Tiger, Löwe, Jaguar und Leopard tun.

Laut den Forschern sind es jedoch die sehr beweglichen und "gelartigen" Stimmfalten, die sowohl bei den großen Katzen als auch den kleinen Menschen unregelmäßig vibrieren und so ein "kratziges Schreien" erzeugen. Die wesentlichen Unterschiede liegen zum einen in der Frequenz und damit Stimmlage, zum anderen in der genau gegensätzlichen Motivation: Während Babys mit lautem Schreien vor allem Aufmerksamkeit oder Hilfe einfordern, setzen die Großkatzen ihre Stimmkraft ein, um Artgenossen fernzuhalten - sie melden damit den Anspruch auf ihr Revier an. (APA/red)