Istanbul  - Fünf Wochen vor der großen Afghanistan-Konferenz in Bonn sind am Mittwoch in Istanbul Regierungsvertreter aus 26 Ländern zusammengekommen. Sie wollen über die Stabilisierung Mittel- und Südasiens beraten. Ziel der eintägigen Konferenz ist es, Prinzipien für die künftige Zusammenarbeit in der Region festzuschreiben.

Dazu soll eine Vereinbarung zur Nichteinmischung in innere Angelegenheiten Afghanistans gehören. Außer dem afghanischen Präsidenten Karzai nehmen an der eintägigen Regionalkonferenz unter anderen die Außenminister Pakistans, Indiens und des Iran teil. Zum Auftakt wollten Karzai und der türkische Staatspräsident Gül sprechen.

Vor Ende des Jahres

Präsident Hamid Karzai sagte am Mittwoch auf der Konferenz in Istanbul, Afghanistan wolle noch vor Ende des Jahres selbstständig für die Sicherheit von 50 Prozent seiner Bevölkerung sorgen können. Er werde „in naher Zukunft“ weitere Gebiete bekanntgeben, in denen afghanische Armee und Polizei die Verantwortung von der NATO-Schutztruppe ISAF übernehmen werden. Jeder zweite Afghane befinde sich dann unter dem Sicherheitsschirm einheimischer Kräfte.

Die Übergabe der Sicherheitsverantwortung soll Ende 2014 abgeschlossen sein. Es wird erwartet, dass Karzai Mitte November die nächste Tranche von Städten, Distrikten und Provinzen bekanntgeben wird. Zahlreiche Anschläge mit vielen Toten zeigten jedoch, wie angespannt die Lage tatsächlich ist. Im Juli war der mit Drogen- und Waffenhandel sowie Korruption in Verbindung gebrachte Bruder des afghanischen Präsidenten, Ahmed Wali Karzai, ermordet worden. Die Taliban-Aufständischen bekannten sich zu dem Anschlag.

Die Istanbuler Tagung zählt zu den wichtigsten Vorbereitungstreffen für die Afghanistan-Konferenz in Bonn. Am 5. Dezember sollen dort die Weichen für die Zeit nach dem für 2014 geplanten Abzug der NATO-Kampftruppen aus Afghanistan gestellt werden. Die Gewalt in Afghanistan ist nach Angaben der Vereinten Nationen im vergangenen Jahr um 40 Prozent gestiegen. Luftangriffe waren die Hauptursache für zivile Opfer seitens der internationalen Truppen. Die Tötung von Zivilisten durch die internationalen Truppen führt immer wieder zu Streit mit der Regierung in Kabul. (APA)