Peter Huemer

Foto: STANDARD/Fischer

STANDARD: Ihr Eindruck von ORF 3?

Huemer: Ich meine, dass es die Verpflichtung des ORF gibt, im Hauptprogramm Kultur und Wissenschaft zu zeigen. Angesichts der derzeitigen Programmstruktur des ORF ist der Spartensender sicherlich ein Gewinn.

STANDARD: Teilen Sie Befürchtungen, wonach mit ORF 3 die Kernprogramme "privater" werden?

Huemer: Das wäre verrückt. Kreuz und quer nur noch auf ORF 3 zu zeigen, wäre ein Schuss ins Knie.

STANDARD: Parlament und Bundesrat im TV - "Inside Brüssel" versammelte zum Auftakt alle EU-Parlamentarie. Schaffen sich die Parteien mit ORF 3 ein neues Podium?

Huemer: Raimund Löw ist ein hoch qualifzierter Journalist. Ich bin sicher, er legt das anders an.

STANDARD: Wie beurteilen Sie den ORF im Oktober 2011?

Huemer: Für mich gilt das Prinzip Hoffnung. Wenn das öffentlich-rechtliche sich auf die private Konkurrenz einlässt, wird der ORF in der Form kaputtgehen.

STANDARD: Was tun?

Huemer: Der ORF hat unter der Ära Lindner einen gewaltigen Imageverlust erlitten. Es ist nicht gelungen, das Ansehen zu reparieren. Das halte ich für eine ganz schwierige Situation. Denn das Programm von ORF 2, ist besser als sein Ruf.

STANDARD: SOS ORF zu wiederholen, lehnten Sie ab. Weil der ORF nicht zu retten ist?

Huemer: Ich würde behaupten, die Wiederwahl war ästhetisch kein gelungener Akt. Ich wurde gefragt und sagte: Es hat keinen Sinn. Wir kriegen nicht die qualifzierte Mehrheit.

STANDARD: Fernsehen gilt ohnehin als Auslaufmodell. Hat der ORF-Zukunftschancen?

Huemer: Es könnte sein, dass das Fernsehen sich mehr und mehr in den Weiten des Netzes auflöst. Ich glaube trotzdem nicht, dass eine Verdrängung stattfindet. Der ORF wird nur nicht mehr größte Medienorgel des Landes sein.

STANDARD: Schauen Sie regelmäßig "Club 2?

Huemer: Selten. Ich habe in meinem Leben mein Quantum an Talkshows abgedient. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 29./30.11.2011)