Die Bilder zur Weiterreise gibt's in dieser Ansichtssache.

Foto: Benedikt Loebell

Alexandria spät nachts allein das Hotel zu suchen ist schon eine Reise wert. Das reservierte Hotel heißt nicht wie angenommen und auf den Papieren festgehalten Hotel Alexandria, sonder Akropolis und nur das hartnäckige Nachfragen meines Taxifahrers bringt mich endlich ans Ziel.

Am darauf folgenden Tag wandere ich quer durch die Stadt zum Partnerbüro meines Frachters aus Genua. Dort angekommen, werde ich freundlich begrüßt und gleich gebeten 200 Euro für die Anfangsformalitäten zu bezahlen. Well, dass fängt ja schon gut an.

Stunden später, alle Formalitäten wurden schon im Büro erledigt, werden mir zwei "Fachmänner" auf dem Gebiet des "schnelleren" Einführens zur Seite gestellt. Diese sollen mich auf den kommenden Stunden begleiten - dass sie mich zwei Tage begleiten würden, war mir da noch nicht bekannt.

Auf geht's mit einem Golf quer durch die Stadt zum Ägyptischen Automobilverband, welcher mir das sogenannte TripTik ausstellen soll. Das TripTik ist ein Nationales Carnet des Passage, ein Versicherungs-. und Zollpapier. Dort werde ich "gebeten" E£ 500 zu zahlen - einfach nur als "Hilfestellung" damit ich nicht die mühsame Reise nach Kairo und am kommenden Tag zurück machen muss, um dasselbe Ticket zu organisieren. Was bleibt mir anderes übrig? Ich zahle und hoffe, dass es das letzte Bestechungsgeld sein wird und dass das "Auslösen" meines Autos nun schneller vonstatten geht. Aber weit gefehlt: da es zu der Zeit schon Mittag ist, werde ich gebeten am kommenden Tag frühmorgens am Hafen zu sein. War wohl nichts mit dem schnellen Bearbeiten meines Falles.

Tags darauf hatte ich endlich mein Auto wieder. Nicht ohne vorher 15 Büros abgeklappert, mindestens weitere € 200.- gezahlt und zwei weitere Feuerlöscher gekauft zu haben. Es sei nur zu meiner eigenen Sicherheit. Andere Länder, andere Sitten. Das Auto ist in super Zustand - nicht mal das Dachzelt hat Schaden genommen. Als ich dann zum "Abrechnen" ins letzte Büro komme, muss ich noch mal € 1.100.- zahlen. Die Hafensteuer, die Hafenlagerungsgebühr, die Hafenausführsteuer, die zwei obligatorischen Feuerlöscher, die neuen Nummerntafeln für Ägypten und natürlich, fast hätte ich es vergessen: die Männer, die mir ungebetener Weise zur Seite gestellt wurden und mich zwei Tage begleitet hatten. Aber ich hatte mein Auto, das war das einzig Wichtige. Als ich tanken fuhr, wurde mir etwas leichter ums Herz: 70 Liter für umgerechnet € 6,80 - endlich mal eine gute Nachricht!

Sand, Stein und Müll

Trotz der Warnung zweier Simbabweaner, fuhr ich am nächsten Tag dennoch dem Nil entlang in Richtung Aswan. Diese Entscheidung würde ich bitter bereuen; die Nil Straße war vollkommen überlaufen: Tierwagen, Menschen, LKW'S. Unendliche Massen fuhren dem Nil entlang nach Süden. Es war die furchtbarste Straße, die ich je erlebt habe; ein ungeheuerlicher Verkehr umrahmt von den stinkenden Seitenarmen des Nils, überall Dreck, Plastiksackerl in den Bäumen, auf der Straße, im Wasser. Die Straßen verschmutzt, da alles einfach weggeworfen wird. Ein trauriges Bild - besonders wenn man die Straßenkinder sieht, die den Müll aufklauben, um ihn zu verwerten.

Nach einer etwas kühlen, windigen Nacht an der Westerndessert Road in der Wüste, ging es gleich wieder los. Die Straße verläuft hauptsächlich zwischen Sanddünen und Steinwüste. Alle 100 Kilometer gibt es einen Militärposten, bei dem Soldaten freundlich fragen, woher man kommt, warum man alleine fährt aber meist nicht mal die Dokumente sehen wollen.

Kamele zum Abendessen

Nach einer sehr schönen Fahrt durch die traumhaft schöne Landschaft, finde ich abends eine kleine Oase. Dort werde ich höflich von jungen Männern empfangen, die mir zusichern, ich könne bei ihnen mit dem Zelt auf dem Auto übernachten. Nachdem ich auf das nächste Kamel gesetzt wurde, wurde mir gezeigt, wo ich übernachten kann und unerwarteter Weise zum Abendessen eingeladen; vermeintlich gibt es Kamel. Ein Kommunikationsfehler, wie sich herausstellte. Die Kamele werde nicht gegessen, sondern geliefert - und zwar an die 24 Kamele auf einem LKW. Nachdem alle Seitenwände des LKW'S abmontiert sind, werden die Kamele einzeln an den Läufen und an den Schwänzen heruntergezogen. Oder sie fielen einfach herunter. Meine Sorge, dass sich die Tiere verletzten würden, war unbegründet - die Männer machten ihre Arbeit zwar rabiat, aber fügten den Tieren trotzdem keinen Schaden zu.

Abwarten ohne Tee zu trinken

Der Sonntag startet mit einer Einladung von den Männern zum Tee. Da ich am Vortag gesehen hatte, woher sie das Wasser nehmen und was in diesem Kochgeschirr schon alles gekocht worden war, ohne es vorher abgewaschen zu haben, lehne ich dankend ab. 

Aus Vorsicht checkte ich das Auto; der Ölstand war weit unter dem Minimum. Nicht zum Ausdenken was passiert wäre, wenn ich ohne Öl die restlichen 130 Kilometer durch die Wüste nach Aswan gefahren wäre. Das Problem war aber bald behoben; ich fand eine Tankstelle und somit Öl für den Motor und Wasser für meinen Wassertank.

Nach Tagen mit erfolglosen Versuchen den Agenten zu erreichen, der mir die Fähre in den Sudan sichern sollte, hatte ich endlich Glück. Er erkundigt sich recht ungehalten, wann ich denn da wäre, da sie schon beim Beladen des Schiffes seien und ich mich beeilen müsse, wolle ich noch auf das Schiff. Ich fuhr also so schnell, wie es mein Auto erlaubte, nur um dann vor Ort zu erfahren, dass das Boot voll sei. Das nächste Boot würde erst in sechs Tagen ablegen. Weder gutes Zureden noch versuchte Bestechung brachten mich auf das Schiff. Daher sitze ich nun in Aswan und hoffe, dass ich nächsten Sonntag auf das Schiff komme. Aber alles hat auch sein Gutes: Montezumas Rache - oder besser der ägyptische Fluch - hat mich erwischt und ich bin unglaublich dankbar für ein sauberes Bett, eine Klimaanlage und festen Boden unter den wackeligen Beinen.

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