Die Spinnenwasserkäfer der Gattung Ancyronyx haben außergewöhnlich lange Beine und erinnern spontan an Spinnen.

Foto: Senckenberg

Dresden - Seit über einem Jahrzehnt wird im Rahmen des Forschungsprogramms "AQUA Palawana" die einzigartige biologische Vielfalt der Süßwasserfauna im Biosphärenreservat der philippinischen Provinz Palawan erforscht. Forscher vom Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden und der Zoologischen Staatssammlung München haben nun Larvenstadien und ausgewachsene Exemplare einer seltenen bisher unbekannte Art der ungewöhnlichen Spinnenwasserkäfer aus diesem sogenannten "Biodiversitäts-Hotspot" wissenschaftlich beschrieben. Die Studie wurde in Kooperation mit dem Palawan Council for Sustainable Development und der De La Salle Universität Manila durchgeführt.

Die Biologen Hendrik Freitag und Michael Balke verglichen dabei mitochondriale DNA der Organismen, die sich während der Entwicklung vom Ei zum Käfer nicht verändert, während die verschiedenen Entwicklungsstadien äußerlich keinerlei Ähnlichkeit aufweisen. Diese Methode erwies sich als einfache Möglichkeit, larvale und adulte Stadien der selben Art eindeutig zuzuordnen.

Indikator für Wasserverschmutzung

Die untersuchten Insekten aus der Gattung Ancyronyx haben außergewöhnlich lange Beine, oft in Kombination mit auffälligen kreuzartigen Mustern auf den Flügeldecken und erinnern daher spontan an Spinnen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um Klauenkäfer (Elmidae), die sich permanent in strömendem Wasser aufhalten und durch ihr Plastron - eine durch mikroskopisch-kleine Strukturen vergrößerte Oberfläche - aus dem Wasser lebenswichtigen Sauerstoff aufnehmen. Sie reagieren generell sehr empfindlich auf Wasserverschmutzung und eignen sich daher als Indikatorarten für die biologische Gewässergütebewertung. Die Wissenschafter wollen mit ihrer Arbeit Grundlagen schaffen, die mittelfristig eine Etablierung von Gewässerbewertungssystemen in den Tropen ermöglicht, wie sie in Mitteleuropa längst Standard sind.

Die Forschungsergebnisse legen weiterhin nahe, dass die südostasiatische Inselregion das Zentrum der Artenvielfalt dieser Tiergattung darstellt. Zehn der derzeit bekannten 18 Arten kommen ausschließlich auf den Philippinen vor, und sind teilweise sogar auf einzelnen Inseln endemisch.

Die neu beschriebene Klauenkäfer-Art Ancyronyx punkti aus Palawan - so benannt nach dem im Umweltschutz engagierten Verein "punkt e.V." - wurde kürzlich von der Initiative "BIOnet International" für eine Kampagne ausgewählt. Auf der Nagoya-Konferenz 2010 zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt wurde