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Schulkinder begreifen, welche Ursachen zum Tod führen können. Die Hoffnung, dass der Verstorbene wiederkommt, bleibt.

Foto: APA/Martin Meissner

Wien - Sie weinen, lachen, stellen Fragen, verleugnen, reagieren wütend oder aggressiv - in ihrem Innersten sind sie aber unendlich traurig: Der Tod von Vater, Mutter, Bruder oder Schwester ist eines der schmerzvollsten Verlusterlebnisse für ein Kind. Ihre Trauer zeigen die Kleinen ganz anders als Erwachsene. "Die Bandbreite an Verhaltensweisen ist groß", sagte Silke Höflechner-Fandler, inhaltliche Leiterin des Verein Rainbows in Graz, der Kinder bei bei Trennung, Scheidung oder Tod begleitet.

Ein großer Unterschied zwischen der Trauer von Kindern und Erwachsenen ist der, dass Kinder in "Trauerpfützen" springen, sagte Höflechner-Fandler, während Erwachsene im "Trauersee" baden. Das bedeutet, Kinder können traurig sein und im nächsten Moment wieder fröhlich spielen. "Das ist ein wunderbarer Schutz. Sonst wäre der Schmerz einfach zu viel für sie". Erwachsene irritiert dieses Verhalten manchmal und sie verstehen nicht, warum Kinder lachen.

Auffällig sind unauffällige Kinder

Kinder, die gar nicht auf den Tod einer nahestehenden Person reagieren, solle man Gespräche und Möglichkeiten anbieten, ihre Gefühle über Malen, Musik oder Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Sie leiden, auch wenn es nach außen nicht sichtbar ist.

Kinder verstehen den "Tod" etwas anders als Erwachsene. "Die Kleinen (bis zu drei Jahren, Anm.) erleben den Tod als Abwesenheit oder Trennung. Sie verstehen nicht, dass er endgültig ist, dass der Verstorbene nicht wieder kommt." Oft suchen die Kleinen dann ganz verzweifelt nach der Person.

"Magisches Denken"

Im Vorschulalter, in der Zeit des "magischen Denkens", können sich bei Kindern Schuldgefühle breitmachen. Gedanken wie "Papa ist gestorben, weil ich schlimm war" belasten die Kleinen. Die Endgültigkeit des Todes begreifen sie auch dann noch nicht und wollen dem Opa z.B. Essen mit ins Grab geben.

Erst im Schulalter können Kinder realisieren, dass der Tod endgültig ist, auch wenn sie es emotional nicht verstehen und hoffen, dass der Verstorbene wieder kommt. Sie können dann allerdings schon begreifen, welche Ursachen zum Tod führen können. Der Expertin zufolge, solle man auch nicht davor zurückschrecken, Kindern die Leiche des Verstorbenen zu zeigen (es sei denn sie ist entstellt). "Ich würde das immer tun", sagte sie.

Gerade Kinder im Kindergartenalter sind sehr interessiert am Thema Tod. Diese Chance, darüber zu reden, sollte man nicht verpassen, "sondern ganz ehrlich, offen und kindgerecht antworten". Grundsätzlich soll der Tod soll beim Namen genannt werden, empfehlen die Experten des Vereins Rainbows, der Kindern und Jugendlichen bei Trennung, Scheidung oder Tod von Bezugspersonen hilft. Manchmal muss man das Wort umschreiben, weil es die Kleinen noch nicht verstehen. Verharmlosende Formulierungen, "die die Realität des Todes für Kinder zu wenig klar ausdrücken", können zu Missverständnissen oder Ängsten führen. (APA)