Ein neuer Sender startet. Einer, der sich auf "Kultur und Information" konzentriert. Einer, der tatsächlich einen Bildungsauftrag erfüllen will. Einer, auf den der ORF bei Kritik an seiner kommerziellen Ausrichtung verweisen kann: ORF 3. Zum Start der Spiegelungen staatstragender Kultur kommt der Staatsfeiertag gerade recht.

Aber wie anfangen? Was platziert man an der exponierten Stelle eines Sendebeginns? Wie markiert man das historische Ereignis? Genau: ein gestelltes Interview mit Senderchef Alexander Wrabetz, der am Regieplatz stolz von der nun aufkommenden Vielfalt kündet. Danach ist es so weit: Wrabetz und Beisteherinnen zählen den Countdown. 3, 2, 1, und es kommt, tataaa, Alexander Wrabetz. Immerhin singt er nicht die Bundeshymne. Er sagt: "Wir starten ORF 3." Dass Projekt sei "ganz wichtig". ORF 3 "muss anders sein als unsere Vollprogramme, schon aus finanziellen Gründen". Während man noch darüber nachdenkt, ob denn jetzt nur aus Geldmangel Kultur gesendet wird, mäht eine halbstündige, als "Making of" getarnte Eigenwerbung alle Hoffnungen nieder, dass der neue Sender ohne laue Selbstbeweihräucherungen auskommen könnte. Euphorische Aufbruchsstimmung muss dazu geführt haben, ausführlich zu erklären, wie toll man ist, bevor noch Programm gezeigt wurde.

Dennoch: Nicht alles war Eitelkeit, ein paar Erklärungen zum grafischen Konzept, zum analogen Look, zur akustischen Inszenierung waren ein Gewinn. Und immerhin war man locker genug, den Konflikt mit der Bundeswettbewerbsbehörde zu thematisieren.

Zu achten ist, dass es jetzt mehr Programm gibt, das einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt entspricht. (Alois Pumhösel, DER STANDARD; Printausgabe, 27.10.2011)