Bukarest - Der rumänische Theater- und Filmregisseur Liviu Ciulei ist am Dienstag im Alter von 88 Jahren in einem Münchner Krankenhaus gestorben. Ciulei, der auch Schauspieler und Bühnenbildner war, hat als langjähriger Direktor des Bukarester Stadttheaters "Lucia Sturdza Bulandra" in seinem Land Theatergeschichte geschrieben.

1972 wurde Ciulei aus politischen Gründen vom damaligen kommunistischen Regime als Direktor des Bulandra-Theaters entlassen. Grund war eine Aufführung des "Revisor" von Nikolaj Gogol, die Lucian Pintilie inszeniert hatte. Das Drama handelt von Korruption. Der Regisseur hatte viele Anspielungen auf die damals aktuellen Zustände im Land eingeflochten. Nach drei begeistert aufgenommenen Vorstellungen wurde das Stück von den Behörden vom Spielplan genommen und Ciulei abgesetzt. Im Organ der regierenden Kommunisten, "Scanteia" hieß es, dies sei "auf Wunsch der Arbeiterklasse" geschehen.

Regiepreis für "Der Wald der Gehenkten"

Stilistisch galt Ciulei durch einen entstaubten Regiestil und einfühlsame Schauspielerführung als Erneuerer. Wichtig war er zudem wegen der damals in Rumänien revolutionären anti-naturalistischen, modernen Bühnenbilder, die Ciulei als gelernter Architekt selbst entwarf.

Ciulei hat zudem als Gastregisseur vielfach in Deutschland, Italien, Großbritannien, Australien, USA und Kanada inszeniert. In den USA war er von 1980 bis 1985 Direktor des Guthrie-Theaters in Minneapolis und später Professor für Schauspiel an der Columbia University in New York sowie an der New York University. Sein Kinofilm "Der Wald der Gehenkten" erhielt 1965 in Cannes den Regiepreis. (APA)