Man wächst mit seinen Aufgaben - auch, wenn man sie sich selber auferlegt.

Foto: Verena Diethelm

Es gibt Menschen, die mich als ein wenig konfus bezeichnen würden. Nun, ich will das jetzt gar nicht großartig in Abrede stellen... denn so ein leichter Hang zum Chaotischen birgt durchaus auch Vorteile. Viele interessante Reisesituationen hätte ich wohl nicht erlebt, wäre ich nicht ich.

Schmiergeldverhandlungen mit dem polnischen Schaffner, weil ich den Reisepass so gut unter dem Kopfpolster im Liegewagen versteckt hatte, dass ich ihn dann dort gleich liegen ließ. Wilde Irrfahrten durch russische Sonnenblumenfelder mit einem leicht angetrunkenen Fahrer in einem 60 Jahre alten Lada, weil der Gouverneur, den ich eigentlich interviewen wollte, beschloss, kurz mal die Stadt zu verlassen. Nicht nur einmal musste ich mitansehen, wie meine Bankomatkarte im russischen bzw. ukrainischen bzw. chinesischen Geldautomaten verschwand. Oder sämtliche Dokumente im Moskauer Gipsy-Taxi ohne mich weiterfuhren.

Als dann allerdings meine aktuellen Reisevorbereitungen durch einen kunstvoll auf meinen Laptop verschütteten Espresso ernsthaft in Gefahr gerieten, beschloss ich diesmal alles anders, besser, zu machen. Auf diesem Laptop befanden sich nämlich sämtliche Informationen zu bereits getätigten Buchungen, Reservierungen und Überweisungen. Ohne diese Daten war ich vollkommen aufgeschmissen. Ich wusste nicht einmal mehr, bei welchen Fluglinien ich meine Flüge gebucht hatte und in welchem Hafen ich auf den Containerfrachter eingeschifft werden sollte.

Nach diesem Schock wollte ich also zumindest während der Reise auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Das letzte Monat vor meiner Abreise verbrachte ich daher nicht nur mit der Beseitigung meiner Moskauer Altlasten - Umzug, Steuererklärung, Behandlung meiner malträtierten Bronchien und Knochen - , sondern auch vor meinem neuen Mulitfunktionsdrucker.

Alles - Reisepass, Impfpass, Versicherungsunterlagen, das Gesundheitszeugnisse fürs Frachtschiff und Tauchen, Tickets, Visa, Buchungs- und Reservierungsbestätigungen - wurden kopiert, gescannt, auf externer Festplatte und virtuellen Clouds gesichert. Darüber versuchte ich noch auf die Schnelle, mir die Grundlagen der spanischen Sprache, des Tauchens und des Fotografierens anzueignen. In Kürze: Ein Versuch, der in dieser kurzen Zeit nur scheitern kann.

Auf die wirklich wichtigen Dinge kann man sich aber sowieso nicht vorbereiten. Wie soll man sich vorab auf die vielen neuen Eindrücke, Situationen und Menschen einstellen, die einem bei so einer Reise unterkommen werden? Unmöglich. Und das ist gut so. Welche Geschichten hätte ich sonst zu erzählen?