Das UMTS-Handy e606 von Nec in WebStandard-Händen.

Vor rund einem Monat sind die Mobilkom Austria und "Drei" mit der dritten Handytechnologie UMTS in Österreich gestartet. "Beim Handyverkauf liegen wir mit mehr als 1.500 Kunden leicht über den Erwartungen", zog die Mobilkom am Montag erste Bilanz.

"Die Konkurrenz und Endgeräterzeuger"

Unter den ersten UMTS-Kunden finden sich vielfach Mitbewerber. "Die Konkurrenz und Endgeräterzeuger" hätten zwar "fest mitgekauft", doch liege dieser Anteil "weit unter 50 Prozent", meint Mobilkom-Sprecherin Elisabeth Mattes. Die Mobilkom sei auch vom generierten UMTS-Umsatz "positiv überrascht". Der Umsatz bleibt allerdings bis Mitte Juli nur fiktiv, da alle UMTS-Dienste bei der Mobilkom bis zu diesem Zeitpunkt gratis genutzt werden können.

Kritik an "zu klobigem Handy"

Kritische Stimmen der ersten UMTS-Kunden gebe es vor allem wegen des "zu klobigen" UMTS-Handys, berichtete Mattes. Die Mobilkom bietet derzeit ausschließlich das Siemens U10-Handy als UMTS-Gerät an, das für Neueinsteiger stolze 799 Euro und für Mobilkom-Kunden 899 Euro plus Mobilpoints-Bonuspunkte kostet. Derzeit teste man eine Reihe von anderen – auch asiatischen – UMTS-Geräten.

"Quantensprung"

Über den Sommer bis spätestens zum 3. Quartal 2003 will die Mobilkom ein neues Gerät anbieten, das einen "Quantensprung" darstellen und von einem "größeren Publikum" genutzt werden soll. Die im Vergleich zu herkömmlichen GSM-Handys geringe Akkuleistung des U10 werde hingegen kaum kritisiert, da die Pionier-Kunden, die sogenannten "early adopters", in der Regel schon vor dem Handykauf gut über die Ausstattung des Geräts informiert seien, so Mattes.

Die UMTS-Netzversorgung sei grundsätzlich gut, einige Schwierigkeiten gebe es allerdings bei der Erreichbarkeit innerhalb von Gebäuden, bei der sogenannten "deep indoor"-Versorgung. Hier werde das Netz sukzessive verbessert.

Beliebt

Das beliebteste UMTS-Service sei derzeit die Verkehrsstau-Info via Videostreaming, die doppelt so viel genutzt werde wie das Infotainment-Programm mit Nachrichten (ORF-Newsflash), so Mattes. Die Mobilkom hat österreichweit – vor allem in Wien und Linz – 15 Staukameras (Webcams) installiert, über die der Verkehrsfluss beobachtet werden kann. An dritter Stelle liege das Wetter, gefolgt von Kinodiensten, die vor allem am Wochenende und am Kinomontag in Anspruch genommen würden. Verkehrs- und Wetterinfos würden hingegen meist frühmorgens abgerufen. "Wo der Content gut ankommt, werden wir die Dienste ausweiten", kündigte Mattes an.

Zu 65 Prozent (gemäß Zeit, nicht Volumen) werde das UMTS-Handy derzeit noch für Sprachtelefonie genutzt, 35 Prozent entfallen auf Datendienste. Die ersten UMTS-Kunden seien vorwiegend "technikbegeisterte junge Männer zwischen 23 und Anfang der 40-er", die "halbwegs gut verdienen", so Mattes. Frauen wolle man künftig durch spezielle Dienste stärker für UMTS motivieren.

Hutchison mit "mehreren 100 Kunden"

Der chinesische Mobilfunkanbieter Hutchison, der unter der Marke "Drei" auftritt, habe bisher seit dem UMTS-Start in Österreich vor knapp einem Monat "mehrere 100 zahlende Kunden", sagte Hutchison Österreich-Chef Berthold Thoma am Montag. Die Zahl liege "im oberen Hunderterbereich" und damit "innerhalb der Erwartungen". Kritik von den Kunden gebe es kaum beim Netz, bemängelt würden hingegen die geringe Akkuleistung und der vergleichsweise hohe Preis der Handys.

"Wir überlegen derzeit unterschiedlichste Modelle, um dem Kunden künftig beim Preis entgegen zu kommen"

"Wir überlegen derzeit unterschiedlichste Modelle, um dem Kunden künftig beim Preis entgegen zu kommen", deutete Thoma eine mögliche Preissenkung an. Um dem Kunden mehr Auswahl bei den Endgeräten bieten zu können, wolle Hutchison ab Juni jeden Monat ein neues UMTS-Gerät in den Handel bringen. Das NEC e606, das einzige UMTS-Gerät, das Hutchison derzeit in Österreich anbietet, kostet 576 Euro, zwei Geräte können derzeit in einer Sonderaktion zum Preis von 899 Euro erworben werden.

Beliebte Videotelefonie

Das beliebteste Service sei "ganz klar die Videotelefonie", gefolgt von den standortbezogenen Geo-Services, über die die nächste Tankstelle oder die nächsten Gastronomiebetriebe gesucht werden können. Der Tagesumsatz eines UMTS-Kunden sei jedenfalls höher als der eines herkömmlichen GSM-Handykunden, meinte Thoma, der keine genauen Zahlen nennen wollte.

Männlich zwischen 20 und 40 Jahre alt

Die ersten UMTS-User seien vor allem männlich und zwischen 20 und 40 Jahre alt, berichtete Thoma. Durch die Preisreduktion beim Kauf von zwei Handys im Doppelpack würden aber auch Paare zunehmend in die Shops kommen.

"Die einen oder anderen Hoppalas"

Kritik der Konkurrenz, Hutchison sei ebenso wie die Mobilkom zu früh mit UMTS gestartet, hält Thoma entgegen, man müsse "diesen Schritt irgendwann tun". Es gebe natürlich "die einen oder anderen Hoppalas" wie bei jeder neuen Technologie, die würden auch noch in zwei Monaten auftreten. Schade sei, dass es bei den Endgeräten wenig Auswahl für den Kunden gebe, räumte Thoma ein. Die Services und das Netz seien dem Kunden aber auf jeden Fall zumutbar: "Wir bereuen den Start nicht im geringsten". (APA)