Wien - Sie haben viel Erfahrung und fahren defensiv, zählen der Statistik zufolge aber dennoch zu den Risikogruppen im Straßenverkehr: Senioren über 65 Jahre. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung lag im Jahr 2010 bei rund 23 Prozent, ihr Anteil an getöteten Fußgängern betrug im gleichen Zeitraum 53 Prozent. Eine erschreckend hohe Zahl.

Auch jeder zweite getötete Radfahrer (50 Prozent) war im Vorjahr älter als 65, wie aus den Daten der Statistik Austria hervorgeht. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) gibt es aber keine Untersuchungen, die belegen, dass Senioren ein höheres Unfallrisiko haben.

Hohe Unfallquote bei geringer Fahrleistung

Jeder fünfte Verursacher (54 von 249 Pkw-Lenker) von tödlichen Verkehrsunfällen war von 1. Jänner bis 9. Oktober 2011 älter als 65. In Relation zur geringen Fahrleistung der Senioren ist die Quote hoch.

Ältere Menschen fahren vorsichtiger und vorausschauender, mit dem Alter gehen aber Erscheinungen wie schlechteres Hören und Sehen oder Einschränkungen der Beweglichkeit und Reaktionsfähigkeit einher. Durch ihre jahrzehntelange Erfahrung können ältere Menschen aber viel kompensieren, ist Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Prävention im KfV, überzeugt.

Vorsichtiger bei Schnee und Regen

Die Frage sei: "Wie sind die unterschiedlichen Beeinträchtigungen und wie werden diese kompensiert?". Ältere Menschen haben vielleicht eine verlangsamte Reaktionsfähigkeit, dafür fahren sie aber bei Schnee und Regen vorsichtiger.

Gerade weil sie mit dem Pkw nicht mehr so sicher unterwegs sind, werden Senioren häufig zu Fußgängern und Radfahrern, sagte ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Dass nahezu jedes zweite radelnde oder zu Fuß gehende Todesopfer im Straßenverkehr älter als 65 ist, hat für die Psychologin mehrere Gründe: Älteren Fußgängern bereiten Querungen Probleme. 

Ampelphasen zu kurz

Grünphasen von Ampeln sind oft zu kurz, die Lichter hüpfen zu schnell auf Rot. Laut Robatsch seien die Ampelphasen auf Gehgeschwindigkeiten von 1,2 Meter pro Sekunde ausgelegt, Senioren sind aber langsamer mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 0,6 bis 0,8 Meter pro Sekunde unterwegs.

Für radfahrende Senioren wird der Mischverkehr zusehend zum Hürdenlauf. Die Planung von Radwegen- oder Fahrradstreifen ist nicht unbedingt für Ältere ausgelegt, sagte Robatsch. "Jüngere wollen eine schnellere Führung, ältere haben lieber einen eigenen Radweg". Eine klare Trennung von Rad-, Kfz- und Fußgängerverkehr würde Senioren eher entsprechen. (APA)