Wien - "Studiengebühren müssen her, daran lässt der von der ÖVP nominierte Wissenschaftsminister seit seiner Angelobung keinen Zweifel. "Ich bin ein Befürworter und habe mich da auch nicht geändert", betonte Karlheinz Töchterle etwa in einem Interview mit dem Standard.

Das stimmt so nicht ganz. Töchterle hatte in dieser Frage eine ganz andere Perspektive. Noch im Jahr 2000, als Schwarz-Blau dazu ansetzte, Studiengebühren einzuführen, war das Fakultätskollegium der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Uni Innsbruck vehement gegen Studiengebühren.

In der Resolution, die immer noch online ist, verurteilte Töchterle im Namen der Fakultät die Wiedereinführung von Studiengebühren "aufs Schärfste".

Erstens sei die "Vorgangsweise zur Durchführung bildungspolitischer Maßnahmen ohne Diskussion mit den Betroffenen" und "ohne Konsens mit den Sozialpartnern" passiert. Die Vorgangsweise sei außerdem "undemokratisch und überfallsartig, da kurz zuvor eine Einführung von allgemeinen Studiengebühren noch verneint wurde". Auch inhaltlich wurde gegen die Gebühren argumentiert: Die Inhalte der "sogenannten Bildungsmaßnahmen" seien "bildungsfeindlich" und würden "finanzielle Eliten" bevorzugen. Studiengebühren "führen zur Reduktion der ohnehin schon geringen Akademikerquote in Österreich". Sie würden außerdem lediglich der Budgetkonsolidierung dienen, "junge Leute aber zu Schuldnern machen". Fazit und Punkt drei: "Die Fakultät lehnt daher eine Einführung der Gebühren ab". Gezeichnet vom Dekan persönlich: Prof. Dr. Karlheinz Töchterle.

Karl Öllinger, Grüner Abgeordneter, kommentierte den Meinungswandel des Wissenschaftsministers mit: "Die Forderung nach Studiengebühren ist ein Töchterle der Zeit!" (nik, DER STANDARD, Printausgabe, 20.10.2011)