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In den letzten Tagen haben die früheren Rebellen die Kampfhandlungen um und in Bani Walid verstärkt. Hier im Bild ist aber eine Rakete im Anflug auf die Stadt Sirte (Bild vom Sonntag).

Foto: EPA/MOHAMED MESSARA

Bani Walid - Der libysche Übergangsrat hat am Montag die Wüstenstadt Bani Walid eingenommen, eine der letzten Hochburgen von Anhängern des gestürzten Machthabers Muammar al-Gaddafi. Die Stadt sei "vollständig befreit", erklärte Saif al-Lassi, ein Kommandant der neuen libyschen Führung.

Die Truppen des libyschen Übergangsrates haben in einem Krankenhaus der von ihnen eroberten Widerstandshochburg Stadt Bani Walid angeblich rund 100 Leichen entdeckt. Bei den Getöteten handele es sich vermutlich um Kämpfer der Truppen des Übergangsrates, meldete die libysche Nachrichtenwebsite „Qurayna al-Jadida". Die Zustände in dem Krankenhaus, in dem es seit Tagen keinen Strom mehr gibt, seien schrecklich.

Ein Militärsprecher hatte am Montagabend gemeldet, Bani Walid sei „zu 95 Prozent befreit". Beim entscheidenden Sturm auf Bani Walid seien zwei eigene Kämpfer getötet und 70 weitere verletzt worden. Mindestens 20 "Söldner" seien festgenommen worden, erläuterte Kommandant Lassi. Nach dem Bericht eines AFP-Reporters waren in Bani Walid Freudenschüsse und "Allah Akbar"-Rufe ("Gott ist der Größte") zu hören. Die Rebellen hissten auf den Dächern mehrerer Gebäude die Flagge des Nationalen Übergangsrats.

Bani Walid war am Montag von Norden und von Süden her angegriffen worden. Die Kämpfer des Übergangsrats brachten unter anderem den Flughafen und das Krankenhaus unter ihre Kontrolle. Das Internationale Rote Kreuz stattete die Klinik mit frischem medizinischen Material aus. Bani Walid liegt rund 170 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis. Am Sonntag hatten die Rebellen eine neue Offensive gegen die Wüstenoase begonnen, nachdem sie die Kämpfe eine Woche lang unterbrochen hatten. Zuletzt gingen die Rebellen davon aus, dass die Stadt noch von etwa 1500 Gaddafi-Anhängern kontrolliert werde.

Ein Reporter des Fernsehsenders Al-Jazeera sagte am Montag unter Berufung auf Kommandanten der Milizen, nach drei Tagen erbitterter Kämpfe würden Gaddafi-Getreue nur noch vereinzelt Widerstand leisten.

Gefahr durch MANPADS

Die deutsche Bundesregierung kündigte unterdessen ihre Unterstützung für die Zerstörung alter Waffenbestände in Libyen an. Teams aus libyschen und internationalen Spezialisten erhielten noch in diesem Jahr 750.000 Euro, um Lager mit Kleinwaffen und Munition aufzuspüren, diese zu sichern und zu vernichten, teilte das Auswärtige Amt am Sonntag mit.

Zu den Waffen zählen demnach auch schultergestützte Flugabwehrraketen (MANPADS), die zu einer Gefahr für die zivile Luftfahrt werden könnten, wenn sie in falsche Hände gerieten. Mit weiteren 600.000 Euro fördert Berlin den Angaben zufolge Minenräum-Projekte und mit 291.000 Euro ein Projekt zur Zerstörung von 500.000 noch nicht verlegten Landminen.

Pro-Gaddafi-Sender bestätigt Tod von Sohn Khamis

Der syrische Pro-Gaddafi-Fernsehsender Al-Rai hat mit mehrwöchiger Verspätung den Tod von Khamis al-Gaddafi, einem Sohn des untergetauchten Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi, bestätigt. Wie der Sender am Montag berichtete, war Gaddafis zweitjüngster Sohn am 29. August in Tarhuna, 80 Kilometer südöstlich von Tripolis, bei Kämpfen mit den Milizen der Übergangsrates getötet worden. Er hatte eine Elite-Einheit des Gaddafi-Regimes kommandiert, die für ihre Grausamkeit berüchtigt war.

Mit ihm zusammen sei auch sein Cousin Mohammed Abdullah al-Senussi, ein Sohn des Geheimdienstchefs und Gaddafi-Schwagers Abdullah Senussi, getötet worden, hieß es in dem Bericht. Es handelt sich um die erste Bestätigung des Todes von Khamis al-Gaddafi aus dem Pro-Gaddafi-Lager. Der Übergangsrat hatte dies schon Ende August vermeldet. Die damaligen Rebellen hatten allerdings den Gaddafi-Sohn schon vorher zwei Mal ohne faktische Grundlage für tot erklärt. (APA)