Rund 715.000 Fernsehzuschauer verfolgten Sonntagabend den neuen Tatort. Das ist zwar nicht Rekord, aber immerhin ein Marktanteil von 24 Prozent. Klingt gut, war aber nicht so. Das schwarze Haus (woher der Titel kommt, weiß nur der Herrgott, Bezug zum Film hatte er keinen) spielte im Künstlermilieu am Bodensee, wo sich ein Serientäter von Bestseller-Krimis inspirieren ließ. Starkstrom, ein angesägter Hochsitz und eine Gasexplosion beenden das Leben von insgesamt drei Künstlern.

Foto: ORF/ARD/Peter Hollenbach

Dreimal Blutvergießen sind zu viel für einen Tatort, in dem trotz perfider Mordmethoden und attraktivem Plot nicht so recht Spannung aufkommen wollte. Kommissarin Blums imposante Beobachtungsgabe verpufft in einer mutlosen Suche nach dem Täter. Zwar ordnet sie am Anfang an, den toten Hund samt Herrchen in die Pathologie zu bringen - nach dem Vierbeiner kräht danach aber keiner mehr.

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Kollege Perlmann spielt sich als Paragraphenreiter auf und nervt mit seiner ewigen Siezerei. Auch an hohlen Phrasen mangelt es in diesem Trauerspiel nicht: "Jeder Mensch hat das Potenzial, einen anderen zu töten." Echt jetzt? Dabei wäre die melancholische Winterlandschaft des Bodensees als Setting ideal gewesen. Stattdessen zeigt man Blum als ambitionierte Hobbyanglerin, die im Trüben fischt.

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Wehrmutstropfen des 814. Tatort: Annika Blendl überzeugt als Dorfmuse Susanne, die das Testosteron der männlichen Kunstschaffenden höher wallen lässt. SWR sei Dank, verzichtete man auch auf zu dick aufgetragenen Lokalkolorit, auf dem in anderen Anstalten mit Vorliebe herumgeritten wird. Lediglich an "Konschtanz" war zu hören, dass wir uns am Schwäbischen Meer befinden. (Michael Ortner, DER STANDARD; Printausgabe, 18.10.2011)

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