Bild nicht mehr verfügbar.

Vor der Lateranbasilika.

Foto: Gregorio Borgia/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Tränengas und Wasserwerfer kamen zum Einsatz.

Ein Polizist wurde dabei gefilmt, wie er einen Stein auf die Demonstranten warf.

Foto: Gregorio Borgia/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Auch gegen die Regierung wurde protestiert.

Foto: REUTERS/Max Rossi

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Marienstatue und ein Kruzifix der Kirche St. Marcellinus und Peter in der Innenstadt wurde zerstörten.

Video dazu.

Foto: Gregorio Borgia/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Brennender Polizeitransporter, aus dem Fabio T. geflohen ist.

Foto: Roberto Monaldo, Lapresse/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: EPA/GUIDO MONTANI

Bild nicht mehr verfügbar.

Nahe dem San Giovanni-Tor.

Foto: EPA/ETTORE FERRARI

Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Demonstrant wirft einen Kanister.

Foto: Gregorio Borgia/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Max Rossi

Bild nicht mehr verfügbar.

Auch in Rom bei den Demonstranten beliebt: die Guy Fawkes-Maske.

Foto: REUTERS/Stefano Rellandini

Die Randale in Rom war beabsichtig und organisiert. Der Schwarze Block hat sich laut eigenen Angaben ein Jahr lang darauf vorbereitet. Das geht aus einem Interview mit einem Mitglied des Schwarzen Blocks hervor, das die Tageszeitung La Repubblica am Montag veröffentlichte.  "F", 30 Jahre alt, in prekärer Beschäftigung, verteidigte die Strategie des Black Block: "Es hätte einen Toten geben können? Und wieviele Tote bringt das das jetzige System täglich hervor?"

Nicht die italienische Polizei mit ihrem 1.300 Euro-Durchschnittsgehalt trage daran Schuld, entgegneten die Repubblica-Interviewer. Auch nicht die friedlichen Demonstranten und auch nicht die Opfer der Brandanschläge auf Autos. "F" antwortet darauf: "Wir haben uns nicht versteckt, die Demonstranten geben vor, uns nicht zu kennen, aber sie wissen genau, wer wir sind und was wir vorhatten. Genauso, wie es die Bullen gewusst haben. Wir haben öffentlich bekannt gemacht, dass der 15. Oktober unser Tag sein wird. Jetzt wird so getan, als hätte man davon nichts gewusst, aber das ist ein Märchen. Man kann es auch so sehen: Jetzt müssen sich die Demonstranten endlich öffentlich auf eine Seite schlagen. Ich wiederhole: Alle wussten über unseren Plan Bescheid."

"Haben 'Master' in Griechenland gemacht"

In Griechenland habe man den "Master" dafür gemacht. Ein Jahr lang hätten Gruppen aus Italien einmal pro Monat von Brindisi aus die Fähre nach Griechenland genommen, um sich dort "unterrichten" lassen. Dort hätten sie gelernt, dass der "städtische Guerilla-Kampf eine Kunst" sei, die "vor allem Organisation braucht". "Vor einem Jahr wollten wir einfach drauflos randalieren. Jetzt wissen wir, wie wir am besten randalieren. Wir haben in Rom gesiegt, weil wir organisiert vorgegangen sind."

Man habe sich in zwei Hauptgruppen unterteilt, die ersten 500 hätten sich mit Beginn der Demonstration bewaffnet und seien Richtung Piazza Cavour gestürmt. Weitere 300 seien mitgezogen, um die 500 zu beschützen und ihre Isolierung zu verhindern. Die 500 hätten den Befehl gehabt, keine Helme oder Masken zu benützen, um nicht gleich ihre Anzahl zu verraten. Der Plan sei gewesen, die Polizei auf die Piazza Cavour zu locken, um währenddessen die Via Labicana zu stürmen. Als die Polizisten um Angriff übergingen, hätten auch alle anderen zu kämpfen begonnen.

Die Strategie sei gewesen, sich auf mehrere Gruppen aufzuteilen und die Polizei im Dunkeln über die tatsächliche Anzahl zu lassen. Auf den Einwand der Repubblica, dass er wie ein Armeeangehöriger spreche, antwortete "F": "Ich spreche wie jemand, der im Krieg ist." Welcher Krieg? "Den Krieg habe ich nicht erklärt. Sie haben ihn erklärt." Wer? "Ich diskutiere mit zwei Journalisten nicht über Politik." "F" habe bereits bei den Ausschreitungen bei der Tunnelbaustelle in der italienischen Val di Susa vergangene Juni mitgemischt. "Und ich teile euch noch etwas mit: Der Krieg ist noch nicht zu Ende."

In Rom ist es am Wochenende zu schweren Krawallen gekommen. 200.000 Menschen sollen an den Demonstrationen teilgenommen haben. Hunderte vermummte Demonstranten setzten Autos in Brand, griffen Supermärkte und Hotels an, warfen Schaufenster von Banken und Geschäften ein, zerstörten Ampeln und Laternenmasten. Die Polizei benützte Tränengas und Wasserwerfer, sie selbst wurde mit Steinen, Flaschen und Feuerwerk beworfen. Friedliche Demonstranten und Anrainer in der Nähe des Kolosseums flüchteten sich vor den Straßenschlachten in Hotels und Kirchen. 135 Personen sollen dabei verletzt worden sein, mindestens drei von ihnen schwer, zwölf Personen wurden festgenommen. Insgesamt waren 2000 Polizisten und Carabinieri im Einsatz, dennoch waren sie nicht in der Lage war, die Ausschreitungen zu verhindern.

Videoaufnahmen der Ausschreitungen in Rom:

Quelle: La Repubblica

Oppositionsparteien verurteilten die Auseinandersetzungen und riefen die Regierung auf, im Parlament über die Vorfälle am Samstag zu berichten. "Rom hat einen Kriegstag erlebt. Wir wollen wissen, warum das zugelassen wurde", betonten Sprecher von Oppositionsparteien. Innenminister Roberto Maroni sprach von "außergewöhnlich schwerwiegenden" Geschehnissen, bedankte sich bei den Ordnungskräften, beim Präfekten und beim Polizeipräsidenten, "weil es nur wegen eines ausgewogenen Vorgehens keine Toten gegeben hat. Das Risiko war nämlich sehr konkret". Er spricht den Vorfall an, bei dem ein Polizist aus einem Polizeitransporter geflohen war, den Teile des "Scharzen Blocks" kurz darauf angezündet haben.

Der Polizist selbst gab am Sonntag der italienischen Nachrichtenagentur ANSA ein Interview. "Ich habe schon einige Demonstrationen mitbekommen", sagt Fabio T., 31 Jahre alt, "aber soetwas habe ich noch nie gesehen". Fabio T. wurde mit leichten Verletzungen und einem Schock ins Krankenhaus gebracht. "Hätte ich keinen Helm getragen, wäre ich jetzt vermutlich tot". Er sei im Auto von allen Seiten attackiert worden, erzählt er, "ich konnte weder zurück-, noch nach vorne fahren." Also sei er aus dem Auto geflohen und habe sich irgendwie zu seinen Kollegen durchgeschlagen. "Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie ich es geschafft habe, durch die Meute zu kommen. Irgendwie habe ich es geschafft, zu fliehen."

Bürgermeister Gianni Alemanno bezifferte in einer ersten Einschätzung die Schäden allein für die öffentliche Hand auf rund eine Million Euro. Hinzu kämen die Schäden an privatem Vermögen. Etwa 100 Vermummte steckten einen Anbau des Verteidigungsministeriums in Brand. "Rom hat ein Inferno erlebt. Wer wird für all das bezahlen?", fragte die Tageszeitung "Corriere della Sera". Am Sonntag setzten mehrere Aktivisten der Protestbewegung der "Empörten" ihre Demonstrationen fort. Sie übernachteten in Zelten vor der römischen Kirche von Santa Croce in Gerusalemme. "Die Krawalle haben eine friedliche Demonstration ruiniert, bei der Hunderttausende Menschen gegen die Macht der Finanz protestieren wollten. Wir wollen aber nicht kapitulieren und weiter friedlich demonstrieren", sagte ein Sprecher der Bewegung.

Nach den schweren Ausschreitungen hat die italienische Polizei am Montag eine Großrazzia in Anarchistenkreisen durchgeführt. Polizisten durchsuchten Wohnungen in mehreren italienischen Regionen, darunter in der Lombardei, im Trentino, in Rom und auf Sizilien, berichteten italienische Medien am Montag. Italiens Vize-Innenminister Alfredo Mantovano kündigte weitere Aktionen gegen Anarchisten an. "Diese Kriminellen haben mit weiteren Gewaltaktionen gedroht, wir werden das verhindern", betonte Mantovano. (fin, derStandard.at, 17.10.2011)