Die Feststimmung störte nur, dass Europa auf der Diskussion des TschetschenienProblems bestanden hatte. Wenn auch mit der äußerst vorsichtigen Formulierung der Hoffnung auf eine Lösung, fand der Punkt immerhin Eingang ins Abschlusskommuniqué. Dafür machte Putin entgegen den Vorstellungen der EU die Idee des visafreien Grenzverkehrs zum Hauptthema. Obwohl die EU zuerst die Mängel in Grenzkontrollen oder Kriminalitätsbekämpfung behoben wissen will, erreichte Putin die Zielvereinbarung, "langfristig die Bedingungen zur Einführung der Visafreiheit zu prüfen". Selbstbewusst lehnte sich Russland auch mit seinen Forderungen für den nun vereinbarten EU-Russland-Rat hinaus, EU-Kandidaten nicht automatisch, sondern nur einzeln beitreten zu lassen. Alles in allem verfolgte Russland die Strategie, die EU gegen ihre Doktrin der kleinen fundierten Schritte in Zugzwang zu bringen.
Jenseits des EU-Gipfels war die Aufmerksamkeit beim Petersburger Diplomatiemarathon aber mehr darauf gerichtet, ob die Staatschefs bei ihrem ersten Treffen nach der Irakkrise ihre Differenzen kitten würden. US-Präsident George Bush sandte seinen Aufruf zur Einigkeit bei seinem Besuch in Polen aus: "Die USA sind einer starken transatlantischen Allianz verpflichtet." Beim festlichen Abendessen in Petersburg ging Bush demonstrativ auf Deutschlands Kanzler Gerhard Schröder zu, um die Hand zu schütteln und einige Phrasen auszutauschen.