Sofonisba Anguissola (ca. 1535 - 1625): Bildnis der Erzherzogin Johanna von Österreich

Foto: Dorotheum

Monumentales Spiegelbild: Bis zu 30.800 Euro gefiel dieses venezianische Wunder.

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Michelangelo soll sie ebenso bewundert und verehrt haben wie Van Dyck, Rubens gefiel ihr Bildnis einer spanischen Infantin derart, dass er es sogar kopierte. Die Rede ist von Sofonisba Anguissola, einer Renaissance-Künstlerin, der in ihrer Epoche erfolgreichsten Porträtistin von allen. Der überwiegende Anteil ihrer Werke befindet sich in musealen Sammlungen, ein Selbstporträt etwa auch im KHM (Wien). In der Realität des internationalen Kunstmarktes ist Anguissola jedoch eine Fußnote geblieben.

Seit 1993 kamen gerade einmal 13 Werke über Auktionen auf den Markt, den höchsten Zuschlag notierte Sotheby's London im April, für ein Abbild Francesco De Medicis, das für brutto 72.840 Euro (inklusive Aufgeld) den Besitzer wechselte. Dieser Rekord ist seit Mittwochabend Geschichte: 30. 000 bis 50.000 Euro lautete die vom Dorotheum angesetzte Taxe, eine moderate Vorgabe, die zwei Bieter hartnäckig ignorierten. Erst bei 283. 300 Euro fand das Duell um das Porträt Johanna von Habsburgs, Tochter Kaiser Karls V., ein ruhmreiches Ende.

Der höchste Zuschlag in der Sektion Gemälde Alter Meister gelang jedoch erst im zweiten Anlauf: Vorerst war Joachim Antonisz Wtewaels Anbetung der Hirten am Rufpreis (netto 280.000) gescheitert, nach Rücksprache gab der Verkäufer grünes Licht für weniger und einen nochmaliger Aufruf später fiel der Hammer bei 260.000 (brutto 306.300).

Handel im Kaufrausch

Insgesamt summierten sich die Besitzerwechsel dieser Kategorie auf einen stolzen Tagesumsatz von 6,24 Millionen Euro. Wie schon tags zuvor (Gemälde 19. Jh.: Umsatz 3,42 Mio.) und in der Sparte Antiquitäten (2,76 Mio.) war der Anteil an internationaler Nachfrage dabei beachtlich.

So wechselte Franz Ludwig Catels Spaziergang in Palermo, das u. a. Zarin Alexandra in einer Sänfte zeigt, wechselte motivgetreu für 306.300 Euro Richtung Katharinenpalast nach Sankt Petersburg. Bei Arnold Böcklins Am Waldrand (40/60.000) setzte sich ein Privatsammler bei 191. 300 Euro durch. Und in einen veritablen Kaufrausch verfiel auch der deutsche Handel: Dorthin wanderte etwa eine französische Régence-Prunkkonsole (67.400) sowie ein musealer Empire-Damensekretär (61.300) ab. Die Galerie Neuse (Bremen) setzte sich wiederum gegen zwei französische Bieter bei 455.800 Euro durch und darf nun ein Paar Porzellanvasen aus dem Besitz Kaiserin Josephine Bonapartes ihr Eigen nennen.

Insgesamt schlug die dritte Auktionswoche im Dorotheum mit 13,07 Millionen Euro zu Buche, eine Steigerung von 15 Prozent gegenüber dem Vergleichsreigen 2010. (kron  / DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.10.2011)