Warschau - Der polnische Staat hat seine letzte Beteiligung an einer Tageszeitung verkauft. Die konservative "Rzeczpospolita" wird künftig ganz dem Krakauer Unternehmer Grzegorz Hajdarowicz, Eigentümer der "Gremi Media", gehören. Das Medienhaus soll seiner Strategie zufolge an die Warschauer Börse gehen.

Gremi Media übernahm vom polnischen Staat 48,99 Prozent am Verlag "Presspublica", dem Herausgeber der "Rzeczpospolita". Zuvor hatte das Krakauer Unternehmen den Mehrheitsanteil von der britischen Gesellschaft "Mecom" übernommen. Insgesamt zahlte es 135 Mio. Zloty (31,4 Mio. Euro) für den Verlag, zu dem auch die Wirtschaftszeitung "Parkiet", das konservative Politmagazin "Uwarzam Rze" und das Internetportal www.rp.pl gehören. Gremi Media gibt bereits die linksliberale Wochenzeitung "Przekroj" heraus.

Hajdarowicz kündigte an, "den modernsten Medienkonzern in Polen" zu schaffen. Zu dieser Strategie gehört ein Börsegang, dessen Termin ein Berater von Gremi Media gegenüber Journalisten aber noch nicht angeben wollte.

Beobachter halten den Preis, den Gremi Media für Presspublica bezahlte, für hoch. "Ich gehe davon, dass die Rzeczpospolita keinen Gewinn erwirtschaftet", sagte Zbigniew Benbenek, Chef der Holding ZPR, die sich zuvor um den Kauf eines Anteils an dem Verlag bemühte, der Zeitung "Gazeta Wyborcza". Nach Angaben der "Rzeczpospolita" habe Presspublica im vergangenen Jahr einen Gewinn von 8,1 Mio. Zloty bei einem Umsatz von 221 Mio. Zloty erzielt.

Die "Rzeczpospolita" gilt als das Flagschiff unter den konservativen Tageszeitungen in Polen. Ihre verkaufte Auflage lag im August durchschnittlich bei 121.000 Exemplaren, 9 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres. "Parkiet" verkaufte täglich durchschnittlich etwa 8.000 Exemplare, "Uwarzam Rze" rund 130.000 Hefte wöchentlich.

Konservative Publizisten fürchten, die "Rzeczpospolita" könnte unter dem neuen Eigentümer ihr bisheriges Gesicht verlieren. Das Internet-Portal Wpolityce.pl veröffentlichte deshalb einen offenen Brief, der von Intellektuellen unterschrieben wurde. Eine personelle Veränderung der Redaktion "wäre ein ernsthafter Schlag für den Pluralismus in unseren Medien", heißt es in dem Brief. (APA)