Ausblick mit Rückblick: Die Studenten Krapfenbauer und Rieke entwarfen eine verspiegelte Aussichtsterrasse auf dem Burgtor.

Foto: TU Wien

Wien - Für viele ist es nur ein Nadelöhr auf dem Weg zwischen Hofburg und Ring. Touristen und Fiaker zwängen sich durch die fünf Torbögen. Wer versucht, die lateinische Inschrift darüber zu entziffern, muss aufpassen, nicht überfahren zu werden: das Burgtor am Heldenplatz, das letzte noch erhaltene Tor aus den Zeiten der Stadtbefestigung.

Als Hindernis galt der 1824 errichtete klassizistische Bau schon vielen: Gottfried Semper, Erbauer von Hofburg-Südflügel, Kunsthistorischem und Naturhistorischem Museum, hatte in seinem unvollendeten "Kaiserforum"-Plan keinen Platz dafür vorgesehen. Otto Wagner hätte es am liebsten anderswo wieder aufgebaut.

Seither wurde das Burgtor zu einem Konglomerat aus Gedenkstätten. Im Inneren das Heldendenkmal für gefallene Weltkriegssoldaten von 1934, darunter ein Weiheraum für Freiheitskämpfer, daneben ein Papstkreuz von Gustav Peichl auf der einen und Ernst Strassers Denkmal für die Exekutive auf der anderen Seite.

Architekt Gerhard Steixner, Professor an der TU Wien, sieht Verbesserungsbedarf: "Nichts gegen Gedenkstätten, aber es ist der falsche Ort. Wo täglich Massen vorbeiströmen, ist kein Platz für Besinnung." Ein Abriss à la Semper und Wagner komme natürlich nicht mehr infrage, "aber ein Umbau zum Besucherzentrum für die Hofburg wäre ideal. "

Diese Aufgabe - inklusive Aussichtsplattform auf dem Dach - stellte er seinen Studenten. 15 der 312 eingereichten Entwürfe werden bis 18. Oktober neben dem Burgtor ausgestellt. "Es gab viele hervorragende Ansätze, die auch den Anforderungen des Denkmalschutzes entsprächen", so Steixner. "Manche haben das Burgtor nicht angegriffen und graben in die Erde. Andere beschäftigen sich nur mit dem Torbau, die nächsten kombinieren beides. Wir haben aus jedem dieser Ansätze fünf Projekte ausgewählt."

Bei einer Podiumsdiskussion wurde gleich der ganze Bereich zwischen Hofburg und Museumsquartier infrage gestellt. "Was 1869 von Semper als zusammenhängender Platz geplant war, ist heute in Stücke zerteilt", sagt Steixner. "Heldenplatz, Ring, Zweierlinie und dazwischen der Maria-Theresien-Platz, der nicht wirklich weiß, was er soll. Dafür braucht es ein Gesamtkonzept!"   (Maik Novotny  / DER STANDARD, Printausgabe, 14.10.2011)