Am 6. Juni findet in Wien folgender Vortrag statt:

Prof. Itamar EVEN-ZOHAR (Tel Aviv):
"Intellectuals, Contacts, and the Survival and Success of Communities"

Einleitend findet eine Buchpräsentation mit neuesten Publikationen der Österr. Akademie der Wissenschaften statt.

Abstract zum Vortrag:

Hier wird argumentiert, dass seit Anbeginn der Geschichte keine menschliche Gesellschaft ein höheres Niveau als das reine Überleben und Erfolg erreichte, ohne die Leistung jener Einzelpersonen, welche fähig sind, Ideen zu schaffen - oder zumindest Bilder -, die in alternative oder neue Möglichkeiten für das Repertoire der Kultur umgewandelt werden konnten, durch die das Leben der Gesellschaft geformt und organisiert wird.

Diese Einzelpersonen waren im Verlauf der menschlichen Geschichte von unterschiedlichster Art, jedoch bestand der Kern ihrer Tätigkeit in ihrer Funktion als "Ideenproduzenten", ob als "Denker", "Kulturunternehmer" oder sogar als Darsteller von Menschenbildern in Poesie und erzählender Literatur. Gesellschaften, in denen diese Art der Einzelpersonen oder solcher Gruppen absent gewesen ist, sind häufig in gefährliche Situationen geraten, in welchen sie entweder auf ihr Überleben reduziert wurden oder Gefahr liefen, der kulturellen und körperlichen Vernichtung anheimzufallen.

Biographisches

Itamar EVEN-ZOHAR, B.A., M.A., Ph.D., ist Professor für Kulturforschung und Porter Chair Professor für Semiotik und Literaturtheorie an der Universität Tel Aviv sowie daselbst Leiter des Graduate Program in Culture Research an der Abt. für Kulturforschung. Er war jahrelang Leiter des Dept. of Poetics, Mitbegründer und Direktor des Porter-Instituts für Poetik und Semiotik, Begründer der Shirley & Leslie Porter Schule für Kulturstudien, Hg. von "Poetics Today", "Ha-Sifrut" und "PTL", und hatte im Verlauf seiner langen und erfolgreichen Karriere eine Reihe weiterer Professuren und Gastprofessuren in aller Welt inne. Er war zudem als Vertreter Israels jahrzehntelang Mitglied des Executive Committee der International Association for Semiotic Studies.

Sein Arbeitsschwerpunkt ist die (semiotisch fundierte) Kulturforschung. Er ist in semiotischen und kulturwissenschaftlichen Kreisen weltbekannt für die Ausarbeitung seiner sog. Polysystem-Theorie, die v.a. kulturelle Dynamik und Heterogeneität thematisiert, teils auch Übersetzungsprozesse. Seine Feldarbeit war mit dem Werden und der Interaktion von Kulturen bzw. auch Nationen befaßt, neuerdings auch mit Kulturplanung. Zu seinen Hauptwerken zählen "Papers in Historical Poetics" (Tel Aviv 1978) und "Polysystem Studies" (Durham 1990). (red)